Säkulare und moralische Ostergedanken
Unsere Ringeltauben verhalten sich komisch in diesem Frühjahr. Jedes Jahr haben wir ein Pärchen dieser großen und ziemlich scheuen Vögel in unserem Garten im Hinterhof des Pankower Mietshauses. Sie brüten immer in der hohen dichten Fichte, die alles andere im Hof überragt. Nicht dieses Frühjahr. Eigentlich sind es Waldtauben, aber sie lieben den Menschenhof, denn hier gibt es keinen Habicht. Obwohl sie auch uns Menschen gegenüber äußerst mistrauisch sind.
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Columba palumbus, fliehend |
Unsere
Columba-palumbus-Exemplare scheinen sich nicht ganz entscheiden zu können, ob sie jetzt Wild-, Wald- oder Hoftauben sein wollen. Sie haben sich die vernachlässigte Hecke zum Parkplatz als Nistplatz auserwählt. Das ist ganz komisch: die Hecke ist dünn und schwankt im Wind. Sie ist auch viel zu nah am Boden, von dem aus Waschbären und Katzen das Nest erreichen können. Außerdem laufen wir ständig an der Hecke vorbei, was die scheuen Vögel regelmäßig zu einem geräuschvollen und aufwendig anmutendem Abbheben veranlasst. Was hat sie dazu gebracht, ihre Kiefer aufzugeben? Ist es die frühe Hitze in diesem Jahr, die harte Sonne, der die Kiefer schattenlos ausgesetzt ist? Sind es die Krähen oder Elstern, die in der Höhe immer wieder neugierig nach schutzlosen Eiern und Kücken schauen? Ich bin gespannt und habe wenig Hoffnung, dass dieses Jahr erfolgreich gebrütet wird.