Wir suchen überall das Unbedingte und finden immer nur Dinge (Novalis)
Was mich nachhaltig fasziniert, ist der unauflösbar radikale Widerspruch im Menschen zwischen dem Sein-wollen und dem Nichts-sein-wollen. Alle Biologie in uns hat natürlich einen starken Vitalismus, einen Selbsterhaltungstrieb, der sich auch psychologisch unbezweifelbar äußert, zum Beispiel in der Angst vor dem Tod, die sich oft noch steigert, je näher wir dem Tod kommen. Gleichzeitig scheinen wir uns gern die im Tierreich einmalige Perversion zu leisten, nach dem Nichts zu verlangen.
Fritz Geller-Grimm: Fossiles Skelett eines Ichthyosauriers (Lizenz: CC BY-SA 2.5) |
Man kann das den Todestrieb nennen, das unglückliche Bewusstsein, die Suche nach dem Nirwana, Gnosis oder das Tao. Leben heiße leiden und das gelte es aufzuheben, so wohl eine große Motivation hinter dieser Suche. Ich denke aber nicht, dass diese Motivation ausreicht, uns vom Leben abzubringen. Alle Lebewesen leiden, aber nur wir scheinen das Potenzial zu haben, dieses Leiden teilweise aufzuheben, uns zu entlasten und dadurch die Phantasie von einem paradiesischen Zustand zu entwickeln. Wir wollen ein Himmelreich, das in aller Konsequenz eben doch nicht – Heinrich Heine und Karl Marx zum Trotz – hier auf Erden errichtet werden kann.