Wir müssen das Spannungsverhältnis "Identität" aushalten
Zum Wesen realer Zivilisationen
gehört der Wille, das Unwahrscheinlichste
in den Rang von Normalität zu erheben.
(Peter Sloterdijk)
gehört der Wille, das Unwahrscheinlichste
in den Rang von Normalität zu erheben.
(Peter Sloterdijk)
In der letzten Zeit und auch jetzt rund um die französischen Wahlen hört man immer wieder von Leuten, die sich "Identitäre" nennen und man könnte denken: Ja, natürlich ist eine Identität wichtig. Nicht nur unsere Individualität, auch eine Zugehörigkeit zu einem größeren Ganzen gehört zur Identität. Ist also nichts zu sagen, gegen diese sogenannten "Identitären"? Parken wir die Frage und schauen uns erst einmal die Spannung zwischen individueller und gesellschaftlicher Identität an.
Der Philosoph Peter Sloterdijk – ein progressiver und liberaler Konservativer – zeigt in seinem Essay "Fast heilige Schrift" anhand des deutschen Grundgesetzes, wie unserem demokratischen Verständnis diese anthropologische Spannung zwischen Ich und Gesellschaft zugrunde liegt und wie gerade darin das Element der politischen Freiheit zu finden ist. Sloterdijk lenkt die Aufmerksamkeit darauf, dass das Grundgesetz mit einem Katalog der menschlichen Grundrechte beginnt, aus dem das erste als Kondensat unseres sich seit der griechischen Antike entwickelnden Humanismus wohl allen geläufig sein dürfte: