Die nationalistische Intelligenz der Marine Le Pen
In drei Wochen beginnen die französischen Präsidentschaftswahlen und ich möchte an dieser Stelle einen Gedanken aufgreifen, den ich in meine letzten Artikel Die Angst vor der unmenschlichen Stadt so ziemlich am Rande eingestreut hatte: Marine Le Pen vom französischen Front National ist unter all ihren populistischen Kollegen der neuen Rechten mit Abstand die intelligenteste und damit gefährlichste Politikerin Europas, denn sie maskiert ihre nationalsozialistische Agenda ganz geschickt als humanistisch und antitotalitaristisch. Der russische Philosoph Michel Eltchaninoff, der sich auf dem Gebiet antidemokratischer Entwicklungen in Europa bestens auskennt, schreibt im aktuellen Philosophie Magazin, um welche angeblichen Totalitarismen es Marine Le Pen geht: ein religiöser Totalitarismus, den sie ausschließlich im Islam sieht und dem totalen Kommerz, dem sich die europäische politische Elite und damit ganz Europa unterworfen habe. Das ist eine kluge, aber auch hinterhältige Strategie.Marine Le Pen bei einem Partei Treffen (Bild von Blandine Le Cain, CC BY 2.0) |
Der von Populisten dem Islamismus gleichgesetzte Islam ist heute ein ziemlich einfaches Zugpferd für rechte politische Extremisten. Deswegen möchte ich ihn hier beiseite lassen und mich auf Le Pens eigentlichen Geniestreich konzentrieren: Ihr wortreicher und sehr überlegt wirkender Kampf gegen Globalisierung, gegen totale Monetarisierung und Konsumismus, gegen den Verlust nationaler Identitäten und gegen die ständige Überforderung der Menschen durch einen entmenschlichten und hyperschnellen Kapitalismus. Le Pen sagt beispielsweise: