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Erkenne dich selbst. Der Rest kommt (fast) von allein.

24. Dezember 2015

Die Gesellschaft hat nicht immer recht

Ein Gastartikel von Benedikt Ahlfeld

Benedikt coacht und trainiert seit 10 Jahren Menschen aus Wirtschaft, Sport und Medizin für besseres Management, das Treffen von Entscheidungen und eine größere Umsetzungskompetenz. Auf Geist und Gegenwart bittet er uns heute, anhand von sechs Denkanstößen einmal unsere Beziehung zur Gesellschaft und ihren oft subtilen Einflüsterungen und Erwartungshaltungen zu hinterfragen. Dieser Artikel lehnt sich an ein Kapitel aus seinem E-Book Überwinde die Angst, du selbst zu sein an. Auf seinem Blog schreibt Benedikt mehr darüber, wie man besser entscheiden und mehr umsetzen kann.

Führst du dein Leben so, wie man es sich in unserer Gesellschaft vorstellt? Mit einem guten Job, einem tollen Eigenheim und einem harmonischen Familienleben. Gratuliere, dann bist du genauso, wie es die Gesellschaft von dir verlangt und erwartet. Von außen betrachtet verkörperst du das Bild des glücklichen Menschen. Doch hast du dir schon einmal den Spiegel vor die Nase gehalten? Bist du mit deiner Gesamtsituation wirklich zufrieden? Oder hast du einfach dem großen Druck der Gesellschaft nach gegeben?

So wie hier beschrieben geht es vielen Menschen. Sie sind auf der Suche nach einem Leben in absoluter Sicherheit, einem Leben, wie es andere Vorbilder vorleben und es auch von ihnen erwartet wird. Doch wirf einen Blick in dein Umfeld. Wenn du es genauer betrachtest, ist es eine Scheinwelt: Nach außen hin wird die heile Welt vorgetäuscht und im Inneren spielen sich oft ernsthafte Tragödien ab. Grund dafür ist der gesellschaftliche Druck, der für viele Menschen einfach zu groß ist, um eine Veränderung in ihrem Leben zu wagen. Das ist eine Aufforderung, über dein Leben nachzudenken. Ist es wirklich so, wie du es willst, oder ist es jetzt Zeit, etwas daran zu ändern?

Sag der Gesellschaft den Kampf an!

Ich möchte dir einige Ansätze mitgeben, die dir dabei helfen können, auf dem steinigen Weg der Gesellschaft nach deinen Wünschen anzuhalten und abzubiegen:

  • Sicherheit vs. Freiheit: Für mich sind Sicherheit und Freiheit zwei grundsätzlich unterschiedliche Werte. Beispielsweise fühle mich in der Umgebung meiner Eltern, Familie und Freunden sicher. Ich weiß, dass ich auf sie zählen kann und sie immer ein offenes Ohr für mich haben werden. Es ist die klassische Komfortzone und deren Sicherheit wird bald selbstverständlich. Doch der Nektar der Freiheit ist wie eine tropische Frucht viel saftiger und süßer. Ich habe gelernt, meine Freiheit in vielen privaten und beruflichen Dingen zu genießen und dabei aber dennoch nicht auf den Wert der Sicherheit verzichten zu müssen.
  • Intelligenz vs. Interesse: Nicht alle Menschen verfügen über die gleiche Intelligenz und über die gleichen Fähigkeiten. Warum ist es notwendig, eine von der Gesellschaft vorgegebene Berufslaufbahn zu verfolgen? Es wäre doch viel zielführender, einen Beruf, der deinen persönlichen Interessen entspricht, anzustreben. Auch wenn er dich nicht zum reichsten Menschen machen wird, bist du wahrscheinlich glücklicher als so manch andere. Dennoch orientieren sich die meisten an den Vorgaben der Gesellschaft oder wirtschaftlichen Möglichkeiten. Dabei vergessen wir oft, dass fast alle Jobs, die es heute gibt, vor achtzig Jahren noch undenkbar waren!
  • Kapitalismus vs. Minimalismus: Ist es wirklich immer notwendig, alles zu besitzen, so wie es die Gesellschaft uns suggeriert? Oder ist weniger manchmal auch mehr? Besitz ist oft erdrückend. Man hat Angst davor, ihn zu verlieren. Ein minimalistisch ausgerichtetes Leben ist für viele eine Bereicherung. Hast du schon einmal daran gedacht, in deinem Leben auszumisten und dich von überflüssigen Dingen zu befreien?
  • Mitläufer vs. Freidenker: Wenn die Welt nur aus Mitläufern bestünde, würden wir ganz schön dumm aus der Wäsche schauen. Das Leben würde sich an einem stupiden Ablauf orientieren und Eigenschaften wie Kreativität und Erfindungsgeist hätten überhaupt keine Bedeutung. Es sind zwar die Mitläufer, die das Rad am Laufen halten, doch es sind die Freidenker, die dem Rad eine neue Richtung geben. Denk einmal darüber nach!
  • Langsam vs. Schnell: Was gibt dir die Garantie, dass du nur durch schnelles Handeln und schnelle Reaktionen dein Ziel erreichen kannst? Wer sagt dir, in welchem Lebensrhythmus du zu ticken hast? Ist es nicht viel sinnvoller, deinen eigenen Rhythmus zu finden? Einen Rhythmus, der dir und deinem Körper gut tut und den du auch über längere Zeit stressfrei genießen kannst.
  • Mauer vs. Horizont: Was inspiriert dich mehr: ein Blick auf eine steinige Mauer oder der Blick in die unendlichen Weiten des Horizonts? Wenn es dir nicht gelingt, aus deinem Kastendenken auszubrechen, wirst du immer von den Mauern der Gesellschaft gefangen sein. Nur durch ein Sprengen der Mauern und ein Verlassen deiner Komfortzone ist es dir möglich, deinen Horizont zu erweitern.

Fazit

Nicht immer ist alles, was von außen perfekt erscheint, im Inneren auch wirklich so. Um nicht langfristig am Druck der Gesellschaft zu zerbrechen, ist es notwendig, dass wir uns immer wieder selbst befragen. Über die Vergangenheit, das Jetzt und die Zukunft. Wir müssen uns gegen die soziale Programierung wehren und zurück zu unseren eigenen Worten zu finden. Ich selbst habe es etwa in einer NLP Ausbildung gelernt, bei der ich meine persönlichen Wünsche und Wertvorstellungen im Detail hinterfragt habe. Denn eines ist klar: vieles, was für die Gesellschaft als richtig erscheint, trifft für dich überhaupt nicht zu. Warum solltest du dich daher ein Leben lang den Wünschen anderer beugen und deine eigenen Wünsche hintanstellen?



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2 Kommentare:

  1. Hallo Benedikt,

    Gegenrede:

    Ich habe eher das Gefühl, dass das Anders sein müssen heute der Mainstream ist. Es gibt keinen Coach oder Unternehmensberater, der einem beibringen will, sich nach einem alten bürgerlichen Werteschema zu verhalten. Alle, ausnahmslos alle, wollen mir suggerieren (Wort ist Absicht), dass ich nach meinem Rhythmus leben soll. Ich soll herausfinden, was ich will und was ich besonders gut kann und dann meinem Traum folgen.

    Das ist der größte Stress überhaupt. Ich weiß gar nicht, wie viele Stunden, Tage, Wochen ich schon damit verbracht habe, nach diesen besonderen Fähigkeiten zu suchen. Am Ende bleibt ein Gefühl der Unzulänglichkeit, eben doch nichts Besonderes zu sein, nichts wirklich zu können, für nichts zu brennen. (Was so nicht stimmt, aber es reicht eben nicht für eine Neuerfindung von Google oder Apple.)

    Ich sage: Diese neuen Mainstream-Coaching-Regeln sind für ungefähr 2% der Menschen interessant. Die haben besondere Ideen und/ oder Skills. Der Rest zerbricht daran. Be different or die trying?

    Leider hat diese Denke schon so arg um sich gegriffen, dass es kaum mehr möglich ist, im See des bequemen Angepasstseins einzutauchen und mitzuschwimmen. Anders sein ist ein Muss. In großen Firmen ist es sehr wichtig, mit den anderen mitzuticken. Dennoch wirst du niemals bei einem Vorstellungsgespräch punkten, wenn du das als einen Vorzug von dir lobst. Nein, du musst ein Individualist sein. Aber wehe, du gibst den Individualisten, wenn du dann drin bist!

    Kein Wunder, dass sich psychische Störungen, vor allem Depressionen, immer stärker in unserer Gesellschaft verbreiten. Genauso wie Wut und Hass und ein ständiges Gegeneinander. Wir sollen alle Individualisten sein, aber das dient der Gesellschaft nicht. Es dient in vielen Fällen nicht mal uns selbst.

    Viele Grüße
    Susi Sorglos

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  2. Hallo Susi,

    danke für deinen Kommentar. Du setzt hier 2 Dinge gleich, die meiner Meinung nach nicht zusammen gehören: Das Finden der eigenen Werte führe automatisch zu außergewöhnlichem, wirtschaftlichen Erfolg, der auch noch große Auswirkungen auf die globale Gesellschaft hat.

    Das hat nichts mit Mainstream Coaching Regeln oder Individualismus zu tun! Wenn dein Wert das "mitschwimmen" ist, dann ist das etwas genauso positives wie das "Einzelgängertum". Ohne Wertung. Die Frage ist nur, was für dich passt. Wer dir einredet, dass dadurch autom. das nächste Apple entsteht liegt wahrscheinlich falsch, sonst hätte er es schon erfunden ;-) Ich bin der Überzeugung, dass man nicht so leben soll, wie es andere von dir erwarten sondern so, wie es zu dir passt. Das macht dich glücklich und hat auch Auswirkungen auf dein Umfeld. So leistet jeder einen Beitrag! Du scheinst einem Ideal hinterherzulaufen das nicht zu dir passt. Übernimm Verantwortung für deine Werte und freue dich darüber, dass du spürst, dass dieser überzogene Individualismus nichts für dich ist! Das macht Coaching per se aber nicht schlecht.

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