Seiten

Erkenne dich selbst. Der Rest kommt (fast) von allein.

29. November 2015

Wie wir den Tod (nicht) überleben


Das eigene Ableben und das unserer Mitmenschen

Wir haben Todesangst, das gehört zum Menschsein dazu. Aber ängstigen wir uns vielleicht vor dem falschen Tod, dem eigenen? Es dürfte kaum überraschen, dass die Unsterblichkeit der Seele, die Wiedergeburt oder ein Weiterleben in Himmel und Hölle zu den Top 3 der ewigen Fragen der Menschheit gehören (zusammen mit "Gibt es einen Gott?" und "Wo muss ich drücken oder ziehen, damit diese Scheißverpackung aufgeht?"). Es scheint so, als hätten wir uns intellektuell damit abgefunden, dass unser Erleben (fühlen, denken, ängstigen, hoffen) zusammen mit unserem Körper seinen Geist aufgibt, dass wir also nach dem Tod nicht weiterleben, sondern in eine totale kognitive Finsternis eintreten, vergleichbar höchstens mit einem ganz tiefen Schlaf oder einer Vollnarkose. Das kann zwar ein tröstender Gedanke sein, aber offenbar reicht er uns nicht, denn wir können unsere Abwesenheit schlicht nicht denken.

Die allermeisten Menschen, die je gelebt haben, sind heute tot
Catacombes De Paris von Albany Tim (CC BY 2.0)

22. November 2015

Die eingebildete und die wahre Krise

Von gefährlicher Sprache und falscher Regulierung

In den derzeitigen Medienbeiträgen fällt mir immer wieder auf, wie vielsagend und unzureichend zugleich unser sprachlicher Umgang mit den Herausforderungen unserer Gegenwart ist. Von Anfang an war scheinbar klar, dass es sich um eine Flüchtlingskatastrophe handelt und nicht um eine Herausforderung und Gelegenheit, Menschen in der Not zu helfen, Völker zusammenzubringen und demographische Ungleichmäßigkeiten auszugleichen. Angela Merkel muss man hier überraschend aus der Haftung nehmen, denn sie scheint mindestens anfänglich eine Fürsprecherin der Solidarität und des Optimismus gewesen zu sein. Ansonsten hört man im Zusammenhang mit Flüchtlingen nur von Katastrophe, Versagen und Krise.


Wir alle kennen das Konzept von der selbsterfüllenden Prophezeiung: Was erwarten wir eigentlich von unserer eigenen Fähigkeit, eine Situation zu meistern, wenn wir die Situation schon zur Katastrophe erklären, bevor wir überhaupt angefangen haben, sie aktiv zu beeinflussen? Ich denke, dass es zu einfach ist, immer die Politik für ihr angebliches Versagen zu geißeln. Solche Situationen zu meistern, ist eine riesige Aufgabe. Die Aufgabe jedoch, die Deutschland vor 25 Jahren mit der Wiedervereinigung vor sich hatte, war um vieles komplexer und wirtschaftlich schwieriger, als die Situation, in der wir uns jetzt befinden. Und doch wäre anders als bei der jetzigen Herausforderung niemand auf die Idee gekommen, die historische Chance der Wiedervereinigung als Katastrophe bezeichnet. Die Gefühle vieler westlicher Mitbürger, die sich plötzlich von Ossis überrannt fühlten, waren im Übrigen dieselben wie heute.

14. November 2015

Die drei Lebenspartnerschaften eines jeden Menschen

Oder warum Work-Life-Balance keinen Sinn macht

Immer wieder, wenn ich über die sogenannte Work-Life-Balance hörte oder las, hatte ich das Gefühl, dass da was nicht stimmt. Das Konzept passt nicht zu mir und irgendwie auch zu niemand anderen, den ich kenne. Mal abgesehen von der sich neu entwickelnden Flexibilität, durch die am Ende weder das Privatleben noch die Arbeit an jeweils zwei entgegengesetzten Enden einer in Balance zu bringenden Schwebe, die wir Leben nennen, zu lokalisieren wäre. Auf eine noch viel fundamentalere Art macht das keinen Sinn. Dieser Artikel will zeigen, wie uns eine alternative, integrative Denkweise auf dem Weg, ein Leben im Einklang von Anforderungen und Bedürfnissen zu führen, helfen kann.

Sind wir alle ewige Seiltänzer? Bild von Tom A La Rue (CC BY-SA 2.0)

7. November 2015

Warum Verschwörungstheorien beliebt und gefährlich sind

Eine philosophische und psychologische Einordnung

In diesem Artikel zeigen wir, warum Verschwörungstheorien gefährlich sind, welche psychologischen Mechanismen ihrer Beliebtheit zugrunde liegen, wieso sich ihre Anhänger systematisch irren, was philosophisch gegen solche Theorien einzuwenden ist und wie wir mit ihnen und Informationen im Allgemeinen umgehen können.

Aber zuerst meine Definition: Eine Verschwörungstheorie ist der Versuch, Ereignisse wesentlich durch das Wirken einer Gruppe zu erklären, die sich unter einheitlicher Zielsetzung und bewusster Ausschaltung fremden oder öffentlichen Einblicks zu einem illegalen oder illegitimen Zweck zusammengeschlossen habe.

Für manche reicht schon ein Dollar als Beweis dafür, dass die Welt von Illuminaten gesteuert wird