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Erkenne dich selbst. Der Rest kommt (fast) von allein.

12. April 2015

Die Hölle ist, wo es die Anderen nicht gibt

Assimilieren oder Auslöschen: Vom nicht Ertragen des Anderen

Die Menschheitsgeschichte ist ein Gleichmachen oder Auslöschen. Funktioniert das erste nicht, dann machen wir das zweite. Der dritte Weg der Co-Existenz im Dissenz scheint wie im kalten Krieg nur als vorübergehende Notlösung erträglich zu sein. Am Ende wollen wir entweder totale Assimilation oder national/religiös/politisch/ästhetisch/rassisch/sexuell befreite Zonen oder gar Welten. Denken wir an Hitlers Deutsche, an ISIS, PEGIDA oder Putin und die Ukraine. Dabei meine ich nicht nur deren Vorgehen, sondern auch unseren Umgang mit diesen Gruppen und Phänomenen, wie man z.B. an der immer wieder aufkommenden Debatte um ein NPD-Verbotsverfahren sehen kann. Oder auch lustig: Unsere Vorstellung davon, wie der Islam eigentlich sein sollte. Wenn man nicht zu einem Konsens kommt, dann muss das andere verboten oder verdrängt werden. Das gilt sowohl auf der individuell persönlichen Ebene, als auch auf der politischen. Es scheint eine Sehnsucht nach Synthese zu geben, die uns dazu treibt, entweder das Andere uns gleich zu machen oder es auszulöschen. Wo kommt das her?

Die "anderen" werden nie werden, wie wir und das ist gut so (Bild ist gemeinfrei)

Kleiner philosophischer Umweg zur Politik

Jean Paul Sartre ist bekannt für seine Diagnose, die Hölle, das sind die Anderen. Im Blick des anderen wird man plötzlich zum Objekt, man schämt sich, fühlt sich beobachtet oder bedrängt. Der andere stört "meine Kreise", vertreibt mich aus dem Zentrum dieser Welt, die sich eigentlich doch um mich dreht. Sartre steht damit in der Tradition einer auf die Spitze getriebenen solipsistischen Philosophie (aus dem Lateinischen von solus = allein und ipse = selbst). Deutlich sieht man an René Descartes, wie in unserer Philosophie das Ich die einzig evidente und mir zugängliche Seinsweise ist. Auf den Anderen kommen wir nur per Analogieschluss.

Wenn Descartes vor seinem Fenster Hüte und Mäntel vorbeigehen sieht, dann ist es keineswegs sicher, dass sich unter diesen Kleidungsstücken Menschen wie er selbst, mit inneren psychischen Universen, mit Schmerzen und Freuden, mit Zuneigung und Abneigung, befinden. Es könnten ebenso eingekleidete Automaten sein, die keinerlei Zugang zu einer Gefühlswelt haben. Jedoch ist es allemal naheliegender, dass diese bekleideten Anderen ebenfalls fühlende Menschen sind, die genauso die große Schwierigkeit mit sich herum tragen, dass sie keinen Zugang jenseits der Analogie zu den Anderen finden. Die Annahme, sie seien Automaten ist einfach verrückter und komplizierter, sie ist weniger plausibel und deshalb gestehen wir den anderen gemeinhin zu, sie seien fühlende Wesen wie wir selbst, weshalb wir auf sie Rücksicht nehmen, von ihnen Rücksicht verlangen. So kommen wir gemeinsam unter einen Druck des Gleichmachens, des Assimilierens. Wir nehmen an, die anderen seien nicht anders als wir selbst. Wir halten es nur schlecht aus, wenn sie wirklich anders sind, andere Meinungen und Anschauungen haben.

Die Ausweitung der erogenen Zonen

Teil des Problems scheint mir zu sein, dass wir uns vor allem als sprachlich oder bildlich vermittelt begreifen. Viele Probleme der Identität und Differenz werden beispielsweise in der körperlichen Liebe überbrückt. Das gegenseitige Berühren, der Austausch von Körperflüssigkeiten, die Aufnahme von Geruchsmolekülen, das ineinander Eindringen und letztlich die körperliche Synthese, das verschmelzen von Ei- und Samenzelle und die Geburt eines gemeinsamen Dritten, zeigt wie unter Verzicht der Sprache die wirkliche Synthese ohne jegliche Analogie, sondern gerade durch das Verschiedensein zustande kommt. Für mich bleibt das die wahre Verbindung zwischen Lebewesen, das Verschwinden der Grenzen, das Aufgehen in einem Gemeinsamen. Diese Form der Liebe, in der jegliche Scham und jedes Anderssein vorübergehend verschwinden, wäre ein Gegenentwurf zu Sartres Hölle.

Nun ist diese Form der körperlichen Synthese allerdings nur für sehr wenige Momente unseres menschlichen Daseins reserviert (anders als vielleicht bei den Bonobos). Die Hippies und Kommunen hatten im 20. Jahrhundert immerhin mal versucht, wie eine Ausweitung der erogenen Zonen auf den gesamten Lebensbereich aussehen könnte. Vielleicht sind sie daran gescheitert, dass die Anderen (z.B. Politiker und Polizisten) nicht mit machen wollten, sich der körperlichen Love entzogen, oder daran, dass das einigen vielleicht Spaß machte, aber am Ende nichts hervorbrachte, von dem man als Gruppe leben konnte. Vielleicht hat auch einfach der Kapitalismus mit seinen Angeboten für Bequemlichkeit und gegen Existenzangst gesiegt. Was ist mit Griechenland und dem Euro, mit Putin und der Ukraine, mit der ISIS und dem Rest von uns? Sex scheint hier kein Mittel zu sein.

Von der Synthese zur Toleranz

Wenn sich der Einwanderer nicht uns gleich macht, dann soll er doch dorthin zurück gehen, wo er herkommt. PEGIDA ist so ein Ventil für Leute, die aus dem Dilemma von Synthese und Verneinung nicht rauskommen: Die anderen sind anders und offenbar werden wir sie nicht zu unseres gleichen machen. Das ertragen sie nicht und das liegt an unserer Tradition. Wären die heute notgedrungen einwandernden Menschen hellhäutige Babys, wir würden sie mit Kusshand nehmen und das frische Eigenblut in unsere demographisch verschlackten Systeme injizieren. Die Aussicht aber, dass diese offensichtlich Fremden nun nebenan wohnen und morgens in derselben Straßenbahn wie wir zur Arbeit fahren sollen, ist manchen unerträglich.

Das Philosophie Magazin (April/Mai 2015) kommt mit einigen faszinierenden Gedanken von Fritz Breithaupt und Armen Avanessian zu diesem Dilemma. Breithaupt macht darauf aufmerksam, dass die Differenz von Sartres Ich und dem Anderen nur ein Missverständnis sein kann. Schließlich begreifen wir uns von Anfang an nicht als ein Ich, das allein ist, nicht beobachtet und nicht bedrängt wird. Im Gegenteil: Wir wachsen in solchen Zusammenhängen auf und würden ohne Beobachtung und Einflussnahme "der Anderen" (z.B. Eltern) gar nicht überleben. Außerdem sei eigentlich nicht die Gegenüberstellung von zwei Menschen (oder Parteien) die menschliche Urszene, sondern die Dynamik die mit dem Dritten aufkommt:

"Zwei Menschen streiten sich, an eine Versöhnung ist nicht zu denken. Die Situation droht zu eskalieren. In diesem Moment erscheint ein Dritter. Die beiden Streitenden senken die schon erhobenen Fäuste. Beide Kontrahenten versuchen, den Dritten auf ihre Seite zu ziehen. (...) Sie wissen, dass wer immer den Dritten auf seine Seite zieht, den Streit für sich entscheiden wird." (Philosophie Magazin, Nr. 03/2015, S. 50).

Dieser Dritte ist natürlich auch wieder ein Anderer, aber nun steht er nicht für Scham und Bedrohung, sondern für die Zuversicht, die Konflikte zwischen den zwei Antagonismen zu beenden. Was lässt sich hieraus lernen? Zum Beispiel, dass wir diese Anderen brauchen und dass bei unseren Konflikten häufig solch ein dritter Anderer als Vermittler fehlt. Klingt eigentlich sehr naheliegend.

Avanessian ist noch einen Tick radikaler, wenn er vorschlägt, den Weg des Konsens' zu verlassen und die Andersartigkeit und den damit einhergehenden Konflikt zu bejahen, ohne dem Impuls des Gleichmachens nachzugeben. Er greift dabei auf den Italiener Roberto Esposito zurück:

"Esposito versucht, Gemeinsamkeit, also communitas, wirklich zu denken über das, was darin steckt, nämlich munus, also Bürde, Verpflichtung, Gabe. Und er schreibt, wir müssen lernen, Gemeinschaft über die irritierende Erfahrung eines Nichtgemeinsamen vorzustellen. Vielleicht ist das die Aufgabe: Nicht im Namen der Toleranz an das Gemeinsame, Gleiche zu appellieren, sondern die schockierende Alterität anzuerkennen, aber auch als Chance, sich weiter zu entwickeln." (Philosophie Magazin, Nr. 03/2015, S. 63 f.)

Das ist in der Tat ein neuer Gedanke: Weder die Suche nach einem Konsens und nach Assimilation, noch das Auslöschen des gänzlich Anderen, sondern gerade die Andersartigkeit als ein Kern der Gemeinsamkeit zu begreifen. Komisch nur, dass Avanessian den Begriff der Toleranz hier nicht affirmativ nutzt, denn im Grunde steht Toleranz genau dafür, dass ich den Anderen nicht verstehen muss, nicht seiner Meinung sein muss, ihn nicht einmal mögen oder gar eingemeinden muss, sondern seine Existenzberechtigung neben mir anerkenne. Toleranz ist also eigentlich der richtige Begriff für eine erwachsene Gesellschaft, die über die kindliche Sehnsucht nach Vereinheitlichung, nach dem Zurück in den Schoß der Mutter hinweg gekommen ist. Unsere ganze Politik verfährt noch nach dem naiven Verständnis des Gleichmachens und wird auf ganzer Linie durch die Globalisierung befeuert.

Wohin wollen wir eigentlich?

Dabei zeigt die Globalisierung, dass es eben durch das Gleichmachen des jeweils Anderen zu enormen Konflikten kommt. Es geht auch nicht in die Köpfe der westlichen Welt, dass die anderen nicht unbedingt genau dasselbe (laizistisch-kapitalistische) Modell haben wollen. Wenn man sich Deutschland und Frankreich neben ansieht, versteht man, warum die Konflikte in und um Frankreich herum virulenter und gewalttätiger sind, als die, die wir bei uns sehen. Wir Deutschen haben nie nennenswerten Kolonien mit dazugehörigem Export und Re-Import (durch Einwanderung aus ehemaligen Kolonialstaaten) der Sprache etabliert. Getrenntes ist getrennt geblieben, Einwanderer sind weniger assimiliert als in Frankreich und es gibt keine nennenswerten Kämpfe um kulturelle Vorherrschaft - Wer assimiliert wen? - wie in den Banlieues. Es ist ein unpopulärer Gedanke, aber vielleicht funktioniert Einwanderung mit Assimiliation nicht besonders gut. Vielleicht sollten wir lieber Toleranz gegenüber anderen Kulturen im selben Land oder der selben Stadt üben, als zu versuchen, immer eine Einheit zu bilden.

"...diese Form der Konsensmoral, diese Politik des Verstehens des Anderen, spielt bestimmten Kräften, systemischen Beharrungskräften, in die Hände. Und das führt dazu, dass man radikale Fragen, die wirklich auch radikale Transformationen in unseren Gesellschaften implizieren würden, nie gestellt." (Philosophie Magazin, Nr. 03/2015, S.65)

Eine solcher denkbaren Fragen, meint Avanessian, wäre: "Wohin wollen wir?" Das Beharren auf einer getrennten oder gemeinsamen Geschichte und Tradition, der Drang des Gleichmachens oder Auslöschens, lässt uns vergessen, dass die Zukunft offen ist und wir die Chance haben, einen gemeinsamen Weg im Verschiedensein zu entdecken. Es wäre interessant, wenn wir mal von zugrunde liegenden Werten und der Geschichte absehen und Leute, die wie die ISIS offenbar ganz anders sind als wir, danach befragen, was sie am Ende eigentlich wollen. Ein Dritter könnte ja vermitteln.



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6 Kommentare:

  1. Die Hoffnungen, die hier bzw. in den Artikeln des Philosophie Magazins in den Dritten gesetzt werden, kann ich nicht nachvollziehen. Wieso steht eine dritte Person für die Zuversicht, einen schwelenden Konflikt zu beenden? Durch was wird eine solche Hoffnung genährt? Für mich ist schon nicht nachvollziehbar, wieso sich eine dritte, unbeteiligte Person überhaupt in einen Konflikt reinziehen lassen sollte; und erst recht nicht, wieso sie Vermittler spielen sollte. Genauso gut könnte sich die dritte Person mit einer der Konfliktparteien gegen die andere Partei verschwören. Dies ist im Übrigen, wie durch die Spieltheorie inspirierte Untersuchungen zeigen, die wahrscheinlichste Möglichkeit bei triadischen Konstellationen. Insofern ist die Möglichkeit, dass eine dritte Person Vermittler spielen sollte, wie der Artikel suggeriert, nicht naheliegend, sondern äußerst erklärungsbedürftig. Ihr fehlt die empirische Grundlage.

    Das Problem scheint mir solange fort zu bestehen, solange Fragen wie „Wie wollen wir leben?“ oder nun also „Wohin wollen wir?“ gestellt werden. Durch das »Wir« findet immer eine kollektivistische Rahmung der Problembeschreibung statt. Und Verschiedenheit, Differenz oder Andersartigkeit wird immer nur in homogenen Gruppen zum Problem. Deswegen wird auch Avanessians Vorschlag dem Problem nicht gerecht, denn er macht lediglich den Vorschlag Andersartigkeit mit Indifferenz zu begegnen, was üblicherweise als Toleranz bezeichnet wird. Tolerieren heißt aber nicht Anerkennen, sondern allenfalls Ignorieren. Mithin wird nach meinem Eindruck Diversität eh nur dazu benutzt, um eine neue Vorstellung von Homogenität zu etablieren, ohne sich wirklich inhaltlich mit den bestehenden Unterschieden auseinander zu setzen und was die für die zwischenmenschlichen Beziehungen in der Gruppe bedeuten. Andersartigkeit ist kein Wert an sich, sondern bestimmt sich immer nur anhand des Unterschieds, der den Unterschied macht. Leider wird das in der Diskussion immer wieder vergessen.

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    1. Ich denke, du irrst dich gewaltig, was die Empirie angeht. Das Leben, die Literatur, die Politik sind voll von Beispielen des Dritten als Vermittler. Unser gesamtes Rechtssystem mit dem Richter als Schlichter, Vermittler und letztlich Urteilenden fußt auf diesem Gedanken (wenn er auch inzwischen mehr als nur Vermittler). Denk mal zum Beispiel an den "Kaukasischen Kreidekreis". Ich würde dir entgegenhalten, dass Beispiele, wo der Dritte nicht Vermittler ist, deutlich schwieriger zu finden sind. Streng funktional genommen spricht auch dein "Dritter als Verschwörer" für diesen Gedanken: Es ist letztlich eine Frage der Politik, mit welcher der zwei Konfliktparteien er sich verbündet.

      Deinen zweiten Absatz verstehe ich leider gar nicht. Worauf willst du hinaus? Welche Ideen hast du oder kannst du vorschlagen?

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    2. Ich meinte damit auch keine institutionalisierten Konfliktlösungsverfahren, sondern spontane. Ich habe nicht umsonst »freiwillig« geschrieben. Wenn es wirklich so einfach wäre, wie es im Text dargestellt wird, dann bräuchten wir die ja nicht, oder? Die Empirie, auf die ich mich bezog, kennen vorwiegend Familientherapeuten – Stichwort psychotische Spiele der Familie.

      Wer es gewohnt ist nur in kollektivistischen Kategorien zu denken, der kann den 2. Absatz vielleicht auch nicht verstehen. Was ich sagen wollte war, dass in der aktuellen öffentlichen Diskussion um Diversität und Vielfalt diese beschworene Vielfalt letztlich das neue Einheitsideal ist – speziell wenn man Vielfalt auch noch als Proporz realisieren will, also jeder muss ja irgendwie anteilig sichtbar und vertreten sein. Oder noch anders ausgedrückt, Vielfalt wird heute zumeist – speziell in politischen Auseinandersetzungen - als homogene Heterogenität ausgelegt. Letztlich sind doch die Vorstellungen von Vielfalt der Anti-Pegida-Bewegung genauso naiv gewesen, wie die Vorstellungen von nationaler Einheit auf Seiten der Pediga.

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    3. In der Hinzuziehung einer dritten Person sehe ich auch nicht die Lösung. Bei sehr persönlichen Konflikten besteht die Gefahr, dass sich der Vermittler entscheiden muss zu welcher Seite er steht. Die Beeinflussung durch persönliche Einstellungen ist groß. Eine völlige Neutralität ist in persönlichen Streitereien für den Vermittler als Vertrauensperson schwer zu handeln. Er wird hin- und hergerissen. Auch wenn die Vermittlerperson mit den streitenden Parteien zuvor noch keine Bekanntschaft gemacht hat, wird die neutrale vermittelnde Person aus persönlichen Erfahrungen für die eine oder andere Partei unbemerkt mehr Sympathie haben mit dem Ergebnis, dass es bemerkt wird, und zwar von den sich Streitenden: Derjenige der (ich sage dies etwas überspitzt) eifersüchtig wird, weil die Sympathie momantan "abgezogen" wird, versucht umso mehr, den Vermittler auf seine Seite zu ziehen. Aber auch die Frage des Vertrauens kann sogar so mißbraucht werden, dass ein Machtkampf daraus wird oder eine böse "Spielerei", bei der es gar nicht mehr um das Thema geht.
      Zum Beispiel bei gerichtlichen Auseinandersetzungen gibt es ja Vermittler bei Scheidungsstreitigkeiten als Mentor. Hier gibt es dann ein festgelegtes gesetzliches Regelwerk. Es bestehen Regeln die den zerstrittenen Ehepartnern erklärt werden. Das ist eine Basis und ein Hilfsmittel, um Klarheit hereinzubringen. Trotzdem besteht die Gefahr, dass das Regelwerk zugunsten des einen oder des anderen interpretiert werden kann, wenn der Mentor seine Einschätzung so sieht, dass das Regelwerk gerecht angewendet werden muss. Je nachdem, wen er von beiden Parteien besser informieren kann oder will. Faire Entscheidungen sind sehr sehr schwierig.

      Ich glaube, dass die Prägungen, zum Beispiel, was verstehe ich unter Gerechtigkeit? Was verstehe ich unter Ehrlichkeit? Was sind meine Vorlieben und Abneigungen? Dies alles (aber das ist nur eine sehr subjektive Einschätzung) wird, wenn auch wahrscheinlich in nur ganz wenigen, aber dann umso stärkeren (Persönlichkeits-)Anteilen in einer sehr frühen Phase in der Kindheit fundamental festgelegt. Es bildet sozusagen eine feste Grundpersönlichkeitsstruktur. Die Dinge die ich lieben gelernt habe, von denen möchte ich auf gar keinen Fall ablassen. Man nimmt dann instinktiv eine Verteidigungshaltung an, weil man gute Erfahrungen bewahren und beschützen möchte. Allerdings wäre es schon wünschenswert, dass Fehleinschätzungen, die lange übernommen wurden und sich ja oft auch erst mit der Zeit eingeschlichen haben, korrigiert werden können.

      Die Prägung, die man hat, ist wie ein persönlicher Fingerabdruck.

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  2. Hallo,

    der Artikel löst bei mir interessante Gedankengänge aus, vielen Dank dafür. Natürlich kann man jetzt darüber diskutieren. Dennoch entscheidet die eigene Natur sowie die Prägung des jeweiligen Menschen für was er sich entscheidet.

    Für unsere gesellschaftliche Entwicklung ist sicher die Akzeptanz und Tolerierung des Anderen besser als die Auslöschung. In einem gewaltvollen und chaotischen Umfeld kann eine Gesellschaft nur schwer wirkliches Wachstum hervorbringen.

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    1. Da hast du absolut Recht. Ich hoffe, wir kriegen das hin, uns nicht zu weiterer Gewalt provozieren zu lassen.

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