Street Art von MIR* (Foto von Jacob Bøtter via CC BY 2.0) |
Trennungskultur: Wie man eine Firma (nicht) verlässt
In meinem mehr als 20-jährigen Arbeitsleben habe ich bisher dreimal gekündigt, einmal habe ich alles falsch gemacht. Aber dazu später. Als Personalmanager habe ich einiges an Kündigungen gesehen und in den meisten Fällen geht das in den Umständen entsprechend zivilisiert über die Bühne. Wenn nicht, dann ist es oft eine Führungskraft, nicht selten eine ganz oben, die den guten Stil vermissen lässt wenn Mitarbeiter gehen. Seltener sind es die Mitarbeiter selbst, die durch Kündigungen Probleme verursachen. Das liegt natürlich vor allem an der Asymetrie der Macht- und Zahlenverhältnisse und daran, dass manch Vorgesetzter es persönlich nimmt, wenn jemand "sein" Team oder "seine Firma" verlässt.Trennungskultur ist ein großes, schweres Thema, das in vielen Firmen vernachlässigt wird. Da kann man glücklich sein, wenn es zum Onboarding noch klappt, über Offboarding machen sich die wenigsten Gedanken. Wie man sich trennt, wird wesentlich von der Unternehmenskultur bestimmt, die von oben getragen werden muss. Leider herrscht in vielen Firmen ein archaisches Konkurrenzdenken, getrieben von Neid und Missgunst gegenüber den Wettbewerbern, die nun auch noch um die Mitarbeiter konkurrieren. Anstatt sich davon inspirieren zu lassen, die Produkte und das Unternehmen weiter zu entwickeln, kommt es zu urmenschlichen Reaktionen zwischen Angst, Trotz und Aggression, wenn jemand zur Konkurrenz geht.
In solchen Umfeldern wundert es dann nicht, dass die Kollegen, die sich entscheiden zu gehen, ihren Abgang vermasseln. Und ich selbst habe bei meiner ersten Kündigung einfach den Mittelfinger gezogen, dem Chef das Werkzeug vor die Füße geschmissen und gesagt, dass ich ab morgen einfach nicht mehr komme. Damals war ich sehr jung und konnte von Glück sagen, dass der Personalleiter - ich weiß es noch wie heute: er war blind und hatte einen für die 90er Jahre ziemlich abgefahrenen PC mit Braille-Tastatur - dass also der blinde Personalleiter durch mich hindurchschaute und sagte: "Mein Junge, ich kann dich gut verstehen, aber lass uns doch die Sache ordentlich beenden." Dann setzte er einen Aufhebungsvertrag mit mir auf. An dem Tag hatte ich einiges gelernt und meine zwei nächsten Kündigungen waren stilsicher. Hier sind ein paar häufig zu beobachtende Fehler und meine Tipps, wie man statt dessen vorgehen kann: