12. Mai 2014

Über das Glücklichsein

Der Antrieb der Menschen ist Glücklichsein, sagt Elias Fischer. Jeder Mensch wolle im Prinzip einfach nur glücklich sein und so könne man vielleicht all seine Handlungen darauf zurückführen, dass ein jeder versucht, sein Leid zu verringern und sein Glück zu erhöhen. Je nach Lebenserfahrung und Bewusstseinszustand hat jeder von uns die unterschiedlichsten Ansichten darüber, was ihn glücklich macht. In diesem Artikel möchte Elias Fischer einige Dinge vorstellen, die ihn in seinem Leben vom wahren Glück abgehalten hatten.

Child playing
Es gab nur den Moment, dich und dein Sein (Alan Pantoja via Flickr, CC)

Drei Hürden auf dem Weg zum wahren Glück

Zu Beginn möchte ich erst einmal erklären, was für mich Glück und wahres Glück sind. Ein inneres Hochgefühl können wir nämlich kurzfristig erzeugen, indem wir uns schöne Dinge kaufen, essen oder irgendetwas anderes konsumieren. Generell ist beim Konsumieren das Glück immer nur von kurzer Dauer. Es hat nichts mit Beständigkeit und innerer Erfüllung zu tun.

Wahres Glück ist dauerhaft und es lässt alle Zellen meines Körpers vibrieren. Es entsteht aus sich selbst und kann nicht durch äußere Einflüsse herbeigeführt werden. Vielleicht kennst du das noch aus den Zeiten deiner Kindheit, also du völlig im Spielen, Toben und Erkunden der Welt aufgegangen bist. Es gab keine Zeit, keine Eile, keine Verpflichtungen. Es gab nur den Moment, dich und dein Sein. Das meine ich mit wahrem Glücklichsein.

Irgendwann hab ich in meinem Leben entschieden, dass ich ich mich auf das wahre Glück fokussieren möchte und das scheinbare, oberflächliche und kurzfristige Glücklichsein nicht zu meinem Lebensmittelpunkt gehört. Mein Leben hat sich seitdem stark verändert. Ich zog in eine andere Stadt, wechselte meinen Beruf, bekam neue Freunde und fand neue Interessen, von denen ich noch nichts wusste.

Nun möchte ich dir von den Dingen erzählen, die sich für mich in meinem Leben als Irrweg herausgestellt haben. Ich möchte dich damit nicht von deinen Erfahrungen abhalten. Jeder Mensch muss seine Eigenen machen.


Ein Ideal erfüllen

Was mich in meiner Entwicklung absolut blockierte und somit vom Glücklichsein abgehalten hat, war das Ideal. Ein Bild von mir Selbst, wie ich denn sein sollte und wie ich mich zu verhalten hätte. Das hat mich in meinem Tun voll eingeschränkt, weil ich ständig darüber nachgedacht habe, ob ich das jetzt wirklich so machen kann oder nicht. Da hört der Fluss des Lebens auf und es wird echt anstrengend.

Ich habe mir früher sehr viele Gedanken darüber gemacht, was die Leute über mich denken. Also war ich im Prinzip der, den die anderen gerne gesehen haben, aber nicht der, der ich wirklich bin.

Später, als ich meinen Beruf wechselte und begann, als "Lebensberater" zu praktizieren, dachte ich, ich muss mich jetzt auch wie ein "seriöser spiritueller Lehrer" verhalten. Aber ich habe auch zu jederzeit ein inneres Kind in mir, das Quatsch machen und herumalbern will – vor allem, weil man dieses Leben hier ohnehin nicht so ernst nehmen kann.

Also habe ich eine Zeit lang mich selbst eingeschränkt und dieses Ideal gelebt. Zu dem Preis, dass ich das mit fehlender Leichtigkeit und Lebensfreude bezahlen musste.

Irgendwann hatte ich auch darauf keinen Bock mehr und beschloss mich von diesen geistigen Fesseln zu befreien. Ich darf sein wie ich will, auch wenn ich diese oder jene Tätigkeit ausübe. Meine Kompetenz hat damit nichts zu tun.

Solch ein Ideal entsteht, wenn wir uns von außen beeinflussen lassen. Wenn Menschen sagen, du musst so oder so sein. Oft können das die eigenen Eltern oder Freunde sein. Aber auch man selbst ist dafür verantwortlich. Nämlich dann, wenn wir uns Vorbilder bzw. andere Menschen als Ideal nehmen und meinen, wir müssten jetzt so sein wie die.

Humbug sage ich! Sei so, wie du wirklich sein möchtest; so wie es deinem Herzen entspringt; so wie es sich das innere Kind in dir wünscht. Sich nach anderen zu richten macht unglücklich. Sich an deinen eigenen Gefühlen und Stimmungen zu orientieren ist ein Akt der Selbstliebe, um wirklich wahres Glück zu erfahren. Sei dir selbst treu und höre auf dich!

Ständiges Konsumieren

Ein mächtiges Instrument, mit dem so gut wie alle Menschen der Welt konfrontiert sind, ist der Konsum und seine Werbung. Über die Werbebotschaften, die oftmals versteckt sind und unbewusst aufgenommen werden, werden Menschen dazu bewegt, Dinge zu kaufen, die sie in Wahrheit überhaupt nicht brauchen.

In Wahrheit brauchen wir ein Dach über dem Kopf, was zu essen und nette Menschen um uns herum. Wozu brauchen wir dann 30 verschiedene Arten an Zahnbürsten, 50 verschiedene Sorten Marmelade, Fleisch und Süßigkeiten bis zum Abwinken?

Ich weiß es nicht. Wenn wir ehrlich sind, könnten wir das Sortiment im Supermarkt auf ein Zehntel oder mehr reduzieren und wir hätten mehr als genug zum Leben.

Wir sind übersättigt und das macht uns unglücklich. Ich habe mal meine Oma nach ihren glücklichen Momenten im Leben gefragt. Sie sagte, dass sie das alles nicht wirklich braucht, was man heute alles kaufen kann. Was sie wirklich glücklich gemacht hat, war ein Stück Schokolade, dass sie während der Nachkriegszeit geschenkt bekommen hat.

Und wie viel Schokolade können wir uns heute kaufen? Tonnen! Deshalb gibt es ja auch so viele verschiedene Sorten, um das Kaufinteresse der Menschen bei Laune zu halten. Und das hält uns vom Glücklichsein ab.

Die glücklichsten Menschen, die ich kennengelernt habe, hatten nicht viel. Sie leben einfach und brauchen nicht viel zum Leben. Buddhistische Mönche, die ich kennengelernt habe, hatten nicht mal ein Bett, sondern schliefen auf einer dünnen Decke auf dem Holzboden. Sie waren stets glücklich und für einen Spaß zu haben.

Ich habe daraus gelernt, mein Glücklichen nicht von Konsum oder materiellen Dingen abhängig zu machen. Weniger ist für mich mehr. Das bedeutet nicht, dass ich gar keinen Luxus habe und wie ein Mönch lebe. Ich nutze die Dinge wie jeder andere auch, jedoch weniger intensiv und ich könnte auch darauf verzichten.

"Das geht doch nicht"

Nun zum krönenden Abschluss der Dinge, die dich vom wahren Glück abhalten können. Es ist der einfache aber folgenreiche Glaubenssatz: "Das geht doch nicht!"

Vielleicht kennst du das auch als die typische Antwort von Menschen, denen du von deinen Träumen und Wünschen erzählst. Sobald es nur ein wenig ausgefallen, ungewöhnlich oder einfach nur kreativ wird, glauben sie nicht an dich.

Das liegt daran, dass uns die Kreativität schon in frühen Jahren aberzogen wurde. Alles wurde in Schemen und Muster gepresst. Man lernte einen Beruf und das war's. Was ist mit Weiterentwicklung und neuen Herausforderungen?

Das sind Dinge, die bisher noch nicht sonderlich gut in unsere Gesellschaft integriert sind. Und wenn du für dich entschließt, anders zu sein und dein Ding zu machen, ist das ungewöhnlich. Das Wichtigste dabei ist jedoch, dass du an dich selbst glaubst, wenn es schon die anderen nicht tun.

Ich möchte dir sagen, dass du dir im Prinzip jeden Wunsch erfüllen kannst, wenn er in deiner jetzigen Lage realistisch ist. Und das kann so manches sein, was die Menschen um dich herum nicht für möglich halten. Sie sind eingefahren in ihre uralten Muster, die sich auch nur schwer ändern lassen.

Wenn du eine Idee hast, dein Herz dafür brennt und eine Stimme in dir das für möglich hält, dann bist du nur gut beraten, das umzusetzen. Ich konnte Unmengen an Lebensglück in mein Leben leiten, als ich begonnen hatte, nach meinem Bauchgefühl zu handeln. Und da war vieles dabei, wo mein konditionierter Verstand erst mal gesagt hat, dass das nicht möglich wäre.

Und natürlich haben die anderen auch gesagt, "das geht doch nicht", aber ich habe in mir gespürt, dass das nicht stimmte. Dies zu überwinden und sich selbst eines Besseren zu belehren, kostet schon Mut, der sich jedoch um ein Vielfaches wieder auszahlt, weil du dann vom Leben beschenkt wirst. Auch, wenn es nur die Erfahrung darüber ist, wie es nicht funktioniert. Eine Bereicherung ist das immer.

Das größte Thema in meinem Leben war die berufliche Selbständigkeit. Das wollten mir auch einige Menschen ausreden. Heute bin ich schon über sieben Jahre selbstständig und habe bisher immer genug verdient, um alles zu bezahlen, was ich zum Leben brauche.

Ich empfehle dir also immer: Mach deine eigenen Erfahrungen und bilde dir deine eigene Meinung. Alles, was dir erzählt wird, ist erst mal nichts weiter als die Erfahrung eines anderen. Diese hat nicht im Entferntesten etwas mit dir zu tun. Zwei Menschen können am gleichen Ort sein oder die gleiche Unternehmung machen, und beide können dir danach zwei Geschichten erzählen, die so unterschiedlich sind wie Tag und Nacht. Was du erleben willst, entscheidest du selbst!

Fazit

Wer glücklich sein möchte, braucht nicht im Außen zu suchen. Nicht eine bestimmte Lebenssituation oder ein bestimmter Kontostand sind für dein Glück verantwortlich. Auch kein anderer Mensch, der mit dir eine Partnerschaft führen möchte.

Lediglich du selbst kannst dich jetzt in diesem Moment für dein wahres Glück entscheiden. Indem du dich so akzeptierst, wie du bist. Indem du dein Gespür für die Wahrheit als Kompass für dein Leben verwendest. Indem du dich liebst, mit deinem Körper und all deinen Macken. Indem du nicht von anderen erwartest, dich glücklich zu machen, sondern indem du einfach liebst, ohne Bedingungen.

Es ist die einfache Liebe zu dir selbst, die für die Liebe zwischen dir und deinen Mitmenschen sorgt. Und diese Liebe ist es, die dich im Herzen wahrlich glücklich macht. Nichts anderes. Jede Art von Konsum ist da nur ein rudimentärer und kurzfristiger Ersatz, den du in Wahrheit nicht brauchst.

Höre auf deine Gefühle, sei gut zu dir, ehre und schätze dich. Teile deine Freuden mit Freunden. Aber nicht über nur Facebook, sondern von Mensch zu Mensch. Sprecht über die Wahrheit, rollt euch über Wiesen und staunt über die Blüte einer Blume.

Wahres Glücklichsein ist ein Weg der Erkenntnis und eine Erinnerung an das Kind-sein; an die Einfachheit des Lebens.



Elias Fischer ist Autor, Speaker und Coach. Er schreibt seit 2011 im LebeBlog über seine Erkenntnisse zu den Themen „bewusstes Leben“, „Der Sinn des Lebens“ und „Wer bin ich wirklich?“ Auf der Suche nach Sinn, innerer Zufriedenheit und Glückseligkeit, entlarvte sich in seiner bisherigen Welt so manches Ziel als Unglücksbringer. Seitdem er erkannt hat, wie jeder Mensch mehr Glück und Begeisterung in sein Leben bringen kann, ist es sein Anliegen, dieses Wissen weiterzugeben. Seine Erkenntnisse gibt er heute in Büchern, Vorträgen, Workshops und Coachings weiter. Sein bekanntestes Buch ist Dinge, die ich mit 18 gerne gewusst hätte - Die Essenz: Was dir in der Schule nicht erzählt wird.

3 Kommentare:

  1. Danke, Elias, für diesen tollen Artikel!

    AntwortenLöschen
  2. Habe erst gerade erfahren das ich Introvertiert bin und das hat mich so fazinirt das ich mich sofort weiter darüber erkundigt habe und dann bin ich auf deinen artikel gestoßen und hatte warliche glückgefühle als ich das gelesen habe danke dafür ! :) es hat mir auf jeden fall weitergeholfen im leben ich glaube sie haben mir sogar geholfen mein leben auf grund neu zu verändern !:)

    AntwortenLöschen
  3. Minimalismus ist subversiv. Ich interpretiere zumindest Teile dieses Artikels als Teil der Minimalismus-Bewegung, die nach meinem Empfinden eigentlich nur sagt: Kaufe/Besitze nur das, was du wirklich brauchst. Nun haben aber die meisten Menschen ihre Grundbedürfnisse abgedeckt. Ein Wachstum (das ist ja sowas wie Gott, nur für Ökonomen) ist also nur noch möglich, wenn die Leute was kaufen, das sie eigentlich nicht brauchen. Zum Glück gibt es ja diese ganzen Computer, Smartphones, Tablets, die permanent veralten und dann mangels Software-Updates dann auch zu nix mehr taugen. Wer das nicht mitmacht, oder stark einschränkt, der handelt gegen das System.

    Was den Rest angeht: "Be yourself, no matter what they say" (aus: Sting – Englishman in New York). Ich kann gar nicht anders und finde mich daher in vielem in diesem Artikel wieder. Aber ich bin halt auch eine Künstlerseele, in meinen wildesten Utopien mach ich nur noch, was mir gerade einfällt, was mich innerlich antreibt, etwas auszudrücken. Schöner Gedanke, aber nicht realistisch. Ich denke auch, dass nicht alle Menschen so sind. Sich anzupassen, sich einzufügen, das gibt ja auch Halt und Orientierung. Was, wenn dieser Halt den Menschen mehr wert ist, als das individuelle Glück? Dann sollen sie doch!

    Abgesehen davon gibt es leider wirklich andere Menschen, die sich daran stören, wie man ist. Das ist an sich nicht schlimm, solange man nicht gerade psychopathischer Tyrann als Karriereziel hat oder so. Es ist aber dann schlimm, wenn man von diesen Menschen abhängig ist, weil man einen Vertrag mit denen hat, in dem man seine Zeit verkauft.

    Wenn es nur den Moment gibt und keine Zeit mehr, das kenne ich auch. Wenn das für mich als Musiker auch noch auf der Bühne passiert, dann war's ein bombiger Tag.

    AntwortenLöschen

Top 5 der meist gelesenen Artikel dieser Woche