Fehlerkultur und Strafmentalität in deutschen Unternehmen
Aus der Psychologie wissen wir ziemlich gut, welche Aspekte unserer Persönlichkeit zu unserer Zufriedenheit und damit zum Lebensglück beitragen und welche uns eher unglücklich machen. Neid und Reue sind typische Spaßverderber. Auch, wer übermäßig dazu neigt, sich Sorgen zu machen, hat es schwer. Wenn wir alles um uns herum bewerten und kritisieren, statt einfach mal wahrzunehmen und zu beobachten, verhageln wir uns und unseren Mitmenschen nachhaltig die Stimmung. Und alles kontrollieren zu wollen, endet genauso im Frust wie jeder Perfektionismus, der immer wieder an der Realität scheitern muss.
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Bergab- und doch emporgescheitert: Otto Lilienthal am Fliegeberg im Juni 1895 |
Unterschiedliche Fehlerkulturen
Das ist für jeden einzelnen von uns ziemlich klar, aber wie ist es in den Organisationen, in denen wir uns bewegen? Erstaunlicherweise kranken Firmen oder Bildungseinrichtungen genau an denselben Verhaltensstörungen, wie einzelne Menschen. Am einfachsten kann man das an der sogenannten Fehlerkultur beobachten. Ich finde nicht, dass man ernsthafte unternehmerische Fehler irgendwie "auspendeln" muss oder im gemeinsamen Stuhlkreis schönreden soll. Ich denke aber auch, dass Fehler notwendigerweise zum Leben und zur Arbeit gehören und dass wir uns selbst kaputt machen und viel Potenzial lähmen, wenn wir uns Fehler nicht vergeben, weil wir dann nicht aus ihnen lernen. Interessanterweise gibt es im Umgang mit Fehlern kulturell große Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern, etwa den eher optimistisch-positivistischen US-Amerikanern und den gradlinig bis rechtwinklig pedantischen Deutschen.