30. Oktober 2013

Wie (un)bewusst lebst Du eigentlich?

Mit mehr Bewusstsein zu einer höheren Lebensqualität

Erkennt sich jemand darin wieder? "Jeden Morgen als erstes den Computer anschalten. Nach der Arbeit sofort die Fernbedienung in die Hand nehmen und den Fernseher anmachen. Jedes Jahr der selbe Urlaubsort. Das selbe Essen. Der gleiche Sex. Alles verkommt zu einer einzigen großen Routine. Dein Gefühl für Entscheidungen geht verloren und Du hörst auf nachzudenken." Stephan Wießler, Trainer und Coach für Charisma und Motivation, erklärt in diesem Artikel, welche Vorteile ein bewusstes Leben für uns hat. Er zeigt uns einige Techniken, mit denen wir uns vergegenwärtigen können, wie unbewusst unser Alltag oft abläuft und andere, mit denen wir nach und nach bewusster leben können.

Bewusstsein, Selbstbewusstsein – was bedeutet das eigentlich? Überleg Dir mal, wie viele Aktionen Du am Tag unbewusst ausführst. Wie viele Handlungen finden automatisiert statt?

27. Oktober 2013

Das ewige Hinausschieben: Was hilft gegen Prokrastination?

Ziele, Planung und Verbindlichkeit, das sind Lars Lorber zufolge die Mittel zur Heilung von latenter Aufschieberitis. Und unser Autor muss es wissen, schließlich hat er Monate lang und mit vollem Erfolg an seinem Buch Menschenkenntnis geschrieben. Eine Rezension des Buches erschien vor drei Tagen auf Geist und Gegenwart. Lesen Sie nun, wie Lars Lorber der ständig lockenden Ablenkung widerstehen konnte und sein Ziel erreichte.

Procrastination (2012)
Abgelenkt? "Procrastination" (Bild von Yvette Wohn via Flickr)

Unter Prokrastination versteht man zwanghaftes aufschieben und nicht-erledigen notwendiger Dinge. Jeder von uns prokrastiniert einmal, wenn es um den Zahnarztbesuch oder die Steuererklärung geht. Das ist ganz normal. Für manche Menschen bringt das ewige Verschieben allerdings erhebliche Probleme mit sich, z.B. wenn sie jahrelang nicht zum Zahnarzt gehen, viel zu spät für eine Prüfung lernen oder die Zeilen ihres geplanten Buches nicht rechtzeitig zu Papier bringen - so wie bei mir.

24. Oktober 2013

Persönlichkeitspsychologie: Stärken und Schwächen entschlüsseln

Eine Lektüre von Lars Lorbers Menschenkenntnis

Wer Geist und Gegenwart kennt, weiß auch, dass ich selbst eine Menge von Persönlichkeitstests halte. Dabei geht es gar nicht darum, möglichst alle Menschen und deren persönliche Eigenschaften in irgendwelche Schubladen zu packen und dann zu glauben, wir hätten diese Persönlichkeiten komplett erfasst. Das können und wollen Persönlichkeitstests gar nicht leisten. Persönlichkeitstests zeigen vielmehr die relativ konstanten Charaktereigenschaften, die uns bereits bei der Geburt mitgegeben werden und die uns ein Leben lang begleiten. Viele Einflüsse, wie die Erziehung, die Kultur, unser Geschlecht (das in großen Teilen auch wieder kulturell definiert wird), soziale Rollen, unsere Bildung und natürlich die Ereignisse, die unserem Leben neue Richtungen geben, bestimmen letztendlich, wie unsere sich Persönlichkeitseigenschaften im Leben ganz individuell manifestieren. Und auch in ihrem jeweils Zusammenspiel bringen Persönlichkeitsmerkmale unsere jeweils ganz individuellen Eigenschaften hervor:

13. Oktober 2013

Von der Notwendigkeit, sich Zeit für sich selbst zu nehmen

Ein gutes Leben braucht mehr als einen Autopiloten

Zeit mit sich selbst zu verbringen ist für manche von uns eine Selbstverständlichkeit, für andere ist es ein schwieriges Unterfangen. Nicht nur, weil sie keine Zeit für sich allein finden, sondern vielleicht auch, weil es nur noch schwer auszuhalten ist. Was soll ich tun, wenn ich allein mit mir bin? Fernsehen, lesen, trinken, spazieren gehen, in der Sauna entspannen? Zeit mit sich selbst zu verbringen, sei es lesend, schreibend, malend, laufend oder schwitzend, ist nicht nur gut für den Körper und die Seele, sagt der Philosoph Damon Young. Es kann auch unseren Charakter, unsere Fähigkeiten und Tugenden, unsere ganze Persönlichkeit formen und festigen.


In der Zeit mit sich allein formt sich das ich

Freizeit und Muße formen die Persönlichkeit

Für viele hat "Zeit allein" auch einen Hauch von Verschwendung. Wenn die Zeit, die wir der Arbeit und unseren Pflichten widmen, wertvoll ist, dann ist die Zeit, die davon übrig und ungenutzt bleibt doch ziemlich wertlos. Oder "Zeit allein" ist dann eben Luxus: Aroma-Massage, Sonnenbank, Mani- und Pediküre.

"Zeit allein" ist aber eben auch einfach nur Freizeit oder Muße und das muss weder Verschwendung noch Luxus sein. Schon bei den Römern war Freizeit nicht einfach Faulenzen oder Prassen, sondern die Zeit, in der man sich selbst verfeinerte, seinen Charakter formte und verjüngte.

Der Naturforscher, Künstler und Staatsmann Seneca befasste sich in seiner Freizeit zum Beispiel mit der Philosophie. "Ich befasse mich nicht deswegen mit der Philosophie, um den Tag möglichst unterhaltsam zu verbringen oder die Langeweile aus der Freizeit zu vertreiben", schrieb er in einem Brief an seinen Freund, den Dichter Lucilius. "Es formt und bildet die Persönlichkeit, ordnet das Leben und reguliert das eigene Verhalten."

Für Seneca war Zeit allein eine Notwendigkeit für das gute Leben. Es war die Zeit, Maß zu nehmen, über sich selbst und die Welt nachzudenken und den eigenen Geist im Studium und in Gesprächen zu üben. "Was unseren Charakter wirklich ruiniert, ist wenn wir nicht auf unser Leben zurückblicken", sagt Seneca. Der Charakter, so könnte man Seneca übersetzen, benötigt mehr als einen Autopiloten, er benötigt einen aufmerksamen Kapitän. Die Zeit für sich allein ist deshalb so wertvoll, weil das Ich nicht einfach nur ist, sondern in der Reflexion geformt werden muss.

Sport: Ausdauer, Mut und Problemlösung

Wertvolle Zeit allein muss natürlich nicht zwangsläufig der Philosophie gewidmet sein. Auch Sport und körperliche Anstrengung gehören dazu. Nicht nur, weil es uns entspannt, sondern weil wir uns dabei üben und noch besser in dem werden, was wir gut können wollen. Auch regelmäßiges Joggen verbessert die Ausdauer und nicht nur körperlich: Weniger launisch sein und mehr Ausdauer an den Tag legen können, steht auch unserer Persönlichkeit gut zu Gesicht. Kampfkunst wie Judo oder Boxen kann unseren Mut fördern und die Fähigkeit verbessern, mit Schmerz umzugehen. Ein Spaziergang oder das deutsche Wandern sind nicht nur für Herz und Kreislauf gut: Abstand von den Alltagsproblemen zu gewinnen, hilft uns, neue Ideen zu entwickeln und die Probleme zu meistern. Bergsteigen kann uns helfen, uns selbst und den ganzen Zirkus des Lebens auf die rechte Größe herunter zu schrumpfen.

Allein etwas neues hervorbringen

Kreative Arbeiten in unserer Freizeit helfen uns, unsere Interpretation von Leben und Welt für uns selbst und andere begreifbar zu machen. Durch kreative Arbeit "objektivieren" wir unser Selbst, wie Karl Marx sagen würde, in Sprache und Musik, im Gärtnern oder Basteln. Während solcher Tätigkeiten fällt uns das Reflektieren leichter und vielleicht werden wir ehrlicher mit uns selbst, wenn wir im Flow etwas neues hervorbringen.

Geglücktes Leben ist Sorge um sich selbst

Die Zeit mit sich allein ist also kein Luxus oder irgend eine Verschwendung. Sie ist existentiell wichtig, denn es ist die Zeit, die wir brauchen, um für unser rundum gesundes Selbst Sorge zu tragen. Das ist vielleicht erst mal sehr egozentrisch und eigennützig, aber nicht, weil wir anderen etwas wegnehmen, sondern weil es das Selbst als ein Abenteuer und einen Auftrag versteht: Das Ich als etwas, das man immer mal wieder unter die Lupe nimmt und dann verfeinert. Im besten Fall ist es ganz das Gegenteil von egoistisch, denn wer sich selbst weiterentwickelt, formt und bildet, kann am Ende seinen Mitmenschen mehr geben. Mit mehr Zeit allein können wir widerstandsfähiger, bewusster und wissender werden, wir können unseren Mut entwickeln und unsere eigenen Schattenseiten kennen lernen. Mindestens aber wird es uns mit etwas mehr und ganz bewusst allein verbrachter Zeit einfach besser gehen.

Apropos... Zeit für einen Tee!



Der größte Teil des Textes beruht als Übersetzung auf Damon Youngs Text The Importance of Taking Time Out, der bei der School of Life erschienen ist. Young widmet sich in seinen Büchern wie zum Beispiel Distraction: A Philosopher's Guide To Being Free (bisher nur auf Englisch erschienen, deutsch etwa: Ablenkung: Eine philosophische Anleitung zum Freisein) Alltagsphänomenen unter einem philosophischen Blickwinkel und hilft so, die Zutaten für ein gutes Leben zusammen zu tragen.







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8. Oktober 2013

Atme es weg!

Auf der Website The School of Life meines Lieblingsphilosophen Alain de Botton habe ich einen wirklich inspirierenden kleinen Text gefunden. Der kurze Auszug ist aus Cheryl Strayeds Buch Tiny Beautiful Things, das es leider bisher nicht auf Deutsch gibt. Ich habe den Auszug deswegen unten übersetzt. Ich denke, von ihm können wir einiges lernen. Er geht von der Erkenntnis aus, dass viele negative Gefühle wie Angst, Wut, Verzagtheit und Kummer mit einer gewissen Atemnot einhergehen. Man sieht das schon am Wort Angst, das vom lateinischen angustia kommt, was so viel wie "Enge, Beengung, Bedrängnis" heißt und von angor für "Würgen". Es ist ein bekanntes Phänomen, dass man diese negativen Gefühle nährt, wenn man nicht ausreichend atmet. Beobachten Sie das mal! Und umgekehrt können diese Gefühle beim bewussten und tiefen Atmen nicht fortbestehen. Das können Sie beim nächsten Mal versuchen. Aber jetzt lassen Sie sich erst mal von Cheryl Strayeds Gedanken inspirieren...


Mit jedem Atemzug spürst du, wie es besser wird...


Scared Girl
Scared Girl (von Victor Bezrukov via Wikipedia)

...buchstäblich! Und das ist genau der Anfang, zu dem ich dir rate. Jedesmal wenn du denkst "Ich hasse diesen verdammten Mist", kannst du diesen Gedanken mit einem Atemzug neutralisieren. Beruhige deine Seele. Atme tief und ganz bewusst ein und dann atme aus. Denke nicht "Ich hasse diesen verdammten Mist", wenn du atmest. Gönne dir diese Pause. Puste diesen Mist aus deinen Lungen in den Wind. Und dann mach mit etwas anderem weiter.

Ich habe mich durch so viele Leute geatmet, von denen ich mich unfair behandelt fühlte. Und ich habe mich durch so viele Situationen geatmet, die ich nicht ändern konnte. Manchmal habe ich in völliger Akzeptanz geatmet und was ich ausatmete, war Liebe. Manchmal habe ich in Dankbarkeit geatmet und was ich ausatmete, war Vergebung. Manchmal konnte ich nichts weiter, als einfach nur atmen, zu keinem anderen Gedanken und keinem anderen Gefühl fähig, als dem Verlangen, ohne Kummer und Wut zu sein.

Es funktioniert. Und es funktioniert, weil die Medizin direkt auf die Wunde aufgetragen wird. Es ist kein Zufall, dass du spürst, wie der Schmerz in deiner Brust festsitzt. Wenn du ruhig und bestimmt atmest, dann triffst du das weiße Monster genau dort, wo es wohnt. Du nimmst ihm die Luft und gibst dir selbst neue Gedanken, die dich nähren, anstatt dich zu quälen. Das ist mentale Selbstdisziplin. Ich rate dir nicht, deine negativen Gefühle runterzuschlucken, sondern sie zu akzeptieren und sie mit eigener Kraft zu überwinden, anstatt einen Sog entstehen zu lassen, der dich mitreißt und nur runterzieht.

Das ist natürlich harte Arbeit. Und das ist wichtige Arbeit. Ich glaube, dass so etwas wie Versöhnung auf dieser anderen Seite ist. Versuchs nur!

Herzlichst,

Sugar

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