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Erkenne dich selbst. Der Rest kommt (fast) von allein.

6. August 2013

Erfolg ist, wenn man die eigenen Schiffe in Brand setzt und kämpft

Genies werden nicht geboren, sondern gemacht


Die schlechte Nachricht ist: Erfolg ist harte Arbeit und erfordert unbequeme Entscheidungen. Die gute Nachricht ist: Jeder kann für sich selbst definieren, was Erfolg ist und seine eigenen Wege einschlagen, um dahin zu kommen. Sebastian Klein zeigt uns im folgenden Artikel die Wege zum Erfolg auf und hat dafür nicht weniger als fünf Bücher gelesen und für uns zusammengefasst. Aber lesen Sie selbst...

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Bücher wie The Da Vinci Curse: Life Design for People With Too Many Interests and Talents von Leonardo Lospennato bringen ein Problem unserer Zeit auf den Punkt: Wer heute den Weltruhm als Universalgenie anstrebt, wird scheitern. Denn anders als zu Zeiten Da Vincis gibt es heute in jedem Betätigungsfeld so viel Wettbewerb, dass nur erfolgreich sein kann, wer sich festlegt. Wer gleichzeig beruflicher Überflieger, Vater des Jahres, Stargeiger, Globetrotter und Kunstkenner werden will, sollte entweder seine Prioritäten überdenken – oder aber glücklich damit sein, es in jedem dieser Felder zu solidem Mittelmaß zu bringen. Denn Genies sind keine Generalisten.

Das Geheimnis der Genies: viel Übung und viele Fehler

Vermeintliche Genies wie Mozart, Goethe oder Picasso zeichnen sich nicht in erster Linie durch ein einzigartiges Talent aus, das ihnen in die Wiege gelegt wurde. Vielmehr hatten sie das Glück, ein gewisses Maß an Talent mit einer Menge Übung fördern zu können.

Wer Genies nacheifern will, sollte sich bewusst machen, dass weder Mozart noch Einstein sich alle paar Jahre beruflich umorientiert haben. Auch Steve Jobs wurde deshalb so erfolgreich, weil er bereit war, sich ganz und gar auf eine Sache zu konzentrieren, ihr alle Energie zu widmen – und dafür zum Beispiel auf den Titel Vater des Jahres zu verzichten. Das heißt aber nicht etwa, dass der einmal eingeschlagene Weg frei von Schlaglöchern, Staus und Umleitungen direkt ans Ziel führt: Großes kann nur hervorbringen, wer sich ohne Angst vor Fehlern ausprobiert, akzeptiert dabei auch zu scheitern und daraus lernt (mehr dazu im Post zur Macht des Selbstbilds).

Napoleon und die Glühbirne: Reichwerden durch Nachdenken?

Schon vor über 100 Jahren ging Napoleon Hill der Frage nach, ob sich der Erfolg herausragender Persönlichkeiten durch eine bestimmte Formel erklären ließe. Benutzten sie alle die gleiche Zahncreme? Folgten sie dem selben Wanderprediger? Hills Antwort, auf der sein Buch Denke nach und werde reich: Die 13 Gesetze des Erfolgs, fiel pragmatischer aus: Erfolg und Reichtum sind für ihn die Folge eines klaren Ziels und des brennenden Verlangens, dieses zu erreichen. Daraus folgt, was wir schon über Mozart, Einstein und Steve Jobs erfahren haben: harte Arbeit und die Bereitschaft, Fehler und Misserfolge in Kauf zu nehmen.

So ließ sich Thomas Edison selbst nach über 10.000 fehlgeschlagenen Experimenten nicht von seinem Vorhaben abbringen, eine elektrische Lichtquelle zu erfinden. Ihn trieb das Verlangen, seinen Traum zu verwirklichen. Nach Jahrzehnten harter Arbeit erreichte er schließlich mit der Erfindung der Glühbirne sein Ziel. Gleiches gilt für die Schriftstellerin Fanny Hurst: Sie musste über 36 Absagen verkraften, ehe eine ihrer Kurzgeschichte in einer Zeitung veröffentlicht wurde. Von da an legte sie einen kometenhaften Aufstieg zu einer erfolgreichen Roman- und Drehbuchautorin hin. Ihr brennendes Verlangen war stärker als die Frustration über die vielen Ablehnungen und wurde schließlich mit Erfolg belohnt.*

Nun drängt sich allerdings folgende Frage auf: Wenn der Weg zum Erfolg bekannt ist, wieso wird er dann so selten beschritten?

Sich alle Wege offen halten: ein Garant für Mittelmaß

Dan Arielys Buch Denken hilft zwar, nützt aber nichts: Warum wir immer wieder unvernünftige Entscheidungen treffen beschäftigt sich ganz allgemein mit der Frage, wieso wir Menschen unsere Gabe, rational zu denken und zu entscheiden, so selten gebrauchen: Wieso nehmen wir uns vor, auf Süßigkeiten zu verzichten, um es endlich zur Strandfigur zu bringen – werden aber schwach, sobald wir unseren mit Obst und Gemüse bepackten Einkaufswagen auf dem Weg zur Kasse am Schokoladenregal vorbeischieben? Wieso wünschen wir uns erst einen Porsche und wenn wir diesen besitzen, auf einmal einen Ferrari? Und wieso drücken wir uns vor Entscheidungen und behalten uns stattdessen alle Optionen vor, obwohl das der verlässliche Weg zu Mittelmaß und – im schlimmsten Fall – ständiger Unzufriedenheit ist?

Den meisten Menschen widerstrebt es, mögliche Optionen auszuschließen. Ganz instinktiv versuchen wir, uns alle Möglichkeiten offenzuhalten: in unserer Ausbildung, Karriere, aber auch, wenn es darum geht, sich auf einen Partner festzulegen. Doch mit dieser Tendenz legen wir uns oft Steine in den Weg. Denn sich vor der Entscheidung für eine und gegen eine andere Option zu drücken, hat oft schwer wiegende Konsequenzen. Wer nicht entscheiden kann, ob er Architekt oder Programmierer werden will, wird wohl beide Möglichkeiten halbherzig verfolgen: Er wird ein mittelmäßiger Architekt und ein mittelmäßiger Programmierer werden, anstatt sich für eines von beidem zu entscheiden, seine Energie ganz darauf zu verwenden und entsprechend erfolgreich zu werden.*

Nun stellt sich noch die Frage, wie sich dieses Dilemma vermeiden lässt. Es gibt unzählige Bücher, die eine Antwort parat haben. Wir wollen uns auf einen Klassiker und einen Bestseller der jüngsten Jahre beschränken.

Effizienz vs. Effektivität: ein kleiner, aber feiner Unterschied

Stephen Coveys Die 7 Wege zur Effektivität sind ein Klassiker der Ratgeber- und Produktivitäts-Literatur. Ähnlich wie Napoleon Hill untersuchte Covey, wodurch sich Menschen auszeichnen, die besonders viel erreicht haben. Dem Buch sind Mantras wie "First things first" oder "Sharpen the saw" zu verdanken. Es ruft also dazu auf, zu priorisieren – immer das Wichtigste zuerst zu erledigen – und regelmäßig die "Säge zu schärfen", was meint, für das richtige Maß an Erholung und Ausgleich zu sorgen. Um dafür Zeit zu schaffen, lohnt es sich, zwischen Effizienz und Effektivität zu unterscheiden:

Viele Menschen arbeiten für "leere Erfolge“. Sie sorgen sich darum, effizient zu arbeiten, ohne jedoch effektiv zu sein. Effizient zu sein, also möglichst viel in möglichst kurzer Zeit zu schaffen, ist nutzlos, wenn man nicht weiß, wofür man es tut. Wer nicht weiß, was wichtig ist und was er eigentlich erreichen will, der arbeitet, als würde er eine Leiter hinaufsteigen, die aber an der falschen Wand lehnt. Um das zu vermeiden, ist es wichtig, sich Klarheit über seine längerfristigen Ziele zu verschaffen. Dazu kann es sinnvoll sein, sich die Beerdigungs-Frage zu stellen: Was sollen die Menschen auf meiner Beerdigung über mich sagen? An wen sollen sie sich erinnern? Mit welchen Leistungen möchte ich im Gedächtnis bleiben?*

Wer diese – zugegebenermaßen ein wenig makabere – Frage für sich beantworten kann, dem sollte es eigentlich nicht schwer fallen, Leo Babautas Weniger bringt mehr in die Tat umzusetzen:

Warum weniger mehr ist: produktiver Minimalismus

Leo Babauta ist in wenigen Jahren zu einem Guru des produktiven Minimalismus geworden. Babauta, der früher selbst ein unzufriedener, übergewichtiger, kettenrauchender Hans Dampf in allen Gassen war, lebt den Minimalismus selber vor: Yoga, gesunde Ernährung, schreiben (z.B. Weniger bringt mehr: Die Kunst, sich auf das Wesentliche zu beschränken), Zeit für die Familie. Der Erfolg gibt ihm recht, und das Glück scheint ihm förmlich aus den Ohren herauszuquellen. Sein Rat klingt so simpel wie plausibel:

Ohne Beschränkungen zu leben, ist wie Shoppen ohne Grenzen. Nur wenn wir uns ein Budget auferlegen, zwingen wir uns dazu, uns auf das wirklich Wichtige zu konzentrieren. Wir hören auf, Zeit und Energie auf Dinge zu verwenden, die sie eigentlich nicht verdienen. Durch bewusstes Beschränken schaffen wir uns Freiräume für das Wichtige und befreien uns von Unwichtigem. Indem wir z.B. unwichtige Projekte abgeben, schaffen wir Zeit, die wir mit Menschen verbringen können, die wir lieben.*

Wir haben also gelernt: Ein Genie oder wenigstens erfolgreich wird nur, wer hart arbeitet und Entscheidungen trifft – sich also bewusst für bestimmte Optionen und gegen andere entscheidet. Dabei lohnt es sich, auch vor drastischen Maßnahmen nicht zurück zu schrecken, wie ein Beispiel aus Denken hilft zwar, nützt aber nichts zeigt:

Im Jahre 210 vor Christus überquerte der chinesische General Xiang Yu mit seiner Armee den Fluss Jangtsekiang. Als sie gelandet waren, befahl er, die Schiffe in Brand zu setzen. Er tat dies, um sich und seinen Männern die Option des Rückzugs zu nehmen. Die Soldaten kämpften nun so erbittert, dass sie neun Schlachten in Folge gewannen.



*Alle Zitate aus den Blinks von Blinkist.com (mehr dazu auf der Autorenseite)


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4 Kommentare:

  1. Etwas Falsches kann ich nicht erkennen an diesem Artikel. Scheint alles Hand und Fuß zu haben, was diese Buchautoren so vermitteln. Dennoch stößt mir alles etwas sauer auf.

    1. Beispiel Edison: Warum werden all die Fast-Genies immer verschwiegen, die wie Edison ihr Leben eingesetzt haben für ihre Berufung - und doch gescheitert sind? Wer berichtet von all den gescheiterten Existenzen, die alles auf eine Karte setzten und verloren? Und wer zieht daraus mal in einem Buch die entsprechenden Schlüsse? (Antwort: z.B. Arnold Retzer hats getan)

    2. Zitat: "Sich alle Wege offen halten: ein Garant für Mittelmaß"
    Richtig. Damit bin zumindest ich sehr zufrieden! Eine Tätigkeit fürs Geldverdienen, eine als Nebenverdienst, ein drittes Standbein wird gerade aufgebaut. In allem bin ich Mittelmaß. Alles zusammen ergibt nicht mal einen Vollzeitjob (auch finanziell), sodass ich auch als Kandidat für den Vater des Jahres noch nicht abgeschrieben bin (etwas mehr als Mittelmaß ;-)) - ich habe meine Kinder großwerden sehen und es genossen!

    3. Viele Dinge zu tun, auch beruflich, sind eine gute Vorbeugung gegen Burnout. Mein Leben lang ein und dasselbe zu tun kann ich mir mental nicht vorstellen und würde daran zugrunde gehen, auch wenn es mich einmal begeistert hat.

    4. Eine Über-Hundertjährige wurde in einem Interview mal nach ihrem Erfolgsrezept gefragt. Sie antwortete: "Sich für alles interessieren und für nichts begeistern" :-)

    5. Wer braucht eigentlich Genies?

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  2. Ich habe verschiedene Strategien, die hier beschrieben wurden ausprobiert, sie funktionieren. Wenn Jemand mit dem Mittelmaß zufrieden ist, das ist für Denjenigen auch in Ordnung, doch hier geht es um Bestleistungen! Wenn man sich sehr lange mit ein und derselben Sache beschäftigt, muss man für diese Sache brennen, wie im Artikel beschrieben, dann ist das möglich und ohne Begeisterung möchte ich meine Arbeit nicht verrichten. Ich finde diesen Artikel ganz ausgezeichnet, danke dafür!

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  3. Der Artikel schürt den Glauben an die Machbarkeit. Wenn ich dies mache und das lasse kann ich sogar Genies machen. Klasse!
    Ein schöner Artikel. Aber ich möchte mit einem Artikel von H.P. Wallner widersprechen. Er zeigt auf, dass es diese Formel des Erfolges schon deshalb nicht gibt, weil die unvorhergesehenen Aspekte eben nicht vorkommen. Die Erfolgreichen haben eben immer auch einfach Glück gehabt: "Bei allem Respekt für die Eigenverantwortung im Leben und bei allem Glauben daran, dass wir unseres Glückes Schmied sind, so erhält nach all den jahrzehntelangen Irrwegen des positiven Denkens das Prinzip Zufall eine neue Bedeutung."
    http://hpwallner.at/die-entzauberung-der-zauberformeln-zum-erfolg-persoenlichkeitsentwicklung/

    In diesem Sinne wünsche ich viel Glück und alles Gute

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  4. Schöner und interessanter Artikel, vielen Dank!
    Die Argumentationen von Ingo und Pit möchte ich ausdrücklich unterstützen, mit einem Zitat aus Dan Kahneman: "Das menschliche Gehirn kümmert sich nicht um Nichtereignisse". Glück und Zufall sind schwer akzeptierbar, wenn es um Heldengeschichten geht.

    Das führt dazu, daß alle 'tüchtigen Spinner, Erfinder, Tüftler', die gescheitert sind und/oder es nicht ins Licht der Öffentlichkeit geschafft haben (vgl. Susan Cain, hier bei G&G) ausgeblendet werden. Somit entsteht der falsche Eindruck daß /alle/ die nur eifrig genug auf den Titel Vater des Jahres verzichtet haben, irgendwann erfolgreich geworden sind.

    Wer kennt Rosa Parks? Dennis Ritchie, S. Wozniak? Andy Rubin!?!
    http://ed.iiQii.de/gallery/KeyPerformance/DennisRitchie_lentz_com_au
    http://ed.iiQii.de/gallery/Die-iiQii-Philosophie/AndyRubin_spies_com

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