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Erkenne dich selbst. Der Rest kommt (fast) von allein.

27. Oktober 2012

Nach der Dunkelheit: Ich lebe heute mehr!

Ein Gespräch über bewusstes Leben, gelassenes Sterben und das innere Kind


Saskia John im Licht
Saskia John ist Autorin und Heilpraktikerin in ihrer eigenen Naturheilpraxis in Luckenwalde. Sie hat das Buch In den Tiefen meiner Seele: Erfahrungen in völliger Dunkelheit geschrieben, aus dem wir den achten Tag als Auszug auf Geist und Gegenwart veröffentlicht haben. Heute spricht Saskia John mit mir über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse während und nach ihren Dunkeltherapien.

Frau John, wie wir lesen konnten, haben Sie recht extreme Erfahrungen hinter sich, nämlich bis zu 24 einsame Tage in einem kleinen, stockfinsteren Raum. In Ihrem Buch darüber wird deutlich, dass diese Erfahrungen an sehr tiefe Schichten, körperliche und emotionale Schichten des Seins rührten. Bevor wir dazu kommen, aber die Frage, die mich am meisten umtreibt: Was hat sich jetzt nach einiger zeitlicher Distanz auf der Ebene der Erkenntnis für sie aus diesen Erfahrungen ergeben?

Ich habe in der Dunkelheit sehr tiefe Seins-Schichten kosten dürfen, wodurch mir sehr viel klarer wurde, wer ich bin und wer ich nicht bin. Rückblickend kann ich sagen, dass in der Dunkeltherapie hart verkrustete Schalen aufgebrochen sind und etwas Neues, das Alte zugleich beinhaltend, zum Vorschein kam. Damit einher ging und geht nach wie vor – auf der Ebene des Raum-Zeit-Gefüges – ein tiefgründigeres Verstehen und ein fundamentaler Wandlungs-, Erkenntnis- und Wachstumsprozess. Ich lebe heute mehr und überlebe weniger, was ein grundlegend anderes Lebensgefühl in allen Bereichen ist.

23. Oktober 2012

Erfahrungen in völliger Dunkelheit

Ein Bewusstseinsexperiment von Saskia John, Tag 8

Letztens war ich mal wieder in der Radiologie. Ich musste fast eine Stunde in einer MRT-Röhre liegen. Still liegen, nichts lesen, nichts sehen und immer diese rhythmischen Klopfgeräusche des sich aufladenden Magneten ertragen. Das ist sicher nicht jedermanns Sache, für einige wird es an Folter grenzen. Es hat jedoch auch seine interessanten Seiten: Man ist so ziemlich allen normalen Sinnesreizen beraubt, eine Situation die für unser Hirn ganz ungewöhnlich ist. In dieser Reizarmut fängt das Hirn an, zu spinnen. Ich sah plötzlich sich ändernde Muster, geometrische Formen und bunte Farben. Die Klopfgeräusche formten eine schräge Musik und ich geriet in eine Art Trance, in der sich Traum und Wirklichkeit mischten. Am nächsten Tag las ich auf myMONK von Saskia Johns Erfahrungen in völliger Dunkelheit. Bis zu 24 Tage hintereinander verbrachte sie fastend in einem kleinen stockfinsteren Raum und erhielt nur einmal täglich kurzen Besuch. Wenn ich nach 45 Minuten in der Röhre schon anfange zu halluzinieren, was passiert dann erst, wenn man ganze Tage oder Wochen in einem dunklen Raum allein verbringt? Saskia John hat darüber ein Buch geschrieben: In den Tiefen meiner Seele: Erfahrungen in völliger Dunkelheit. Ich freue mich, zusammen mit der Autorin hier einen Auszug veröffentlichen zu können und in einem weiteren Artikel ein paar Gedanken mit ihr zu diskutieren.

22. Oktober 2012

Die schizoide Persönlichkeitsstörung

Der folgende Artikel ist als ein Einstieg in das Thema für Interessierte und Betroffene gedacht. Er ist keine strikt wissenschaftlich-psychologische Betrachtung und dient weder Diagnose- noch Therapiezwecken. Tipps zu weiterführender Literatur zum Thema gibt es in meiner Bibliothek unter Bücher speziell für Schizoide empfohlen

Sichere Distanz und emotionale Kälte (Dark Silence in Suburbia)

Der Artikel Schizoid - die Angst vor dem Ich-Verlust  ist der bei weitem meist gelesene und kommentierte Artikel auf Geist und Gegenwart. Das zeigt, dass es trotz der Seltenheit der schizoiden Persönlichkeitsstörung (weniger als ein Prozent Betroffener in der Bevölkerung) einen enormen Bedarf an Aufklärung gibt. Und es freut mich einerseits, dass Leser diesen Artikel hilfreich finden (siehe all die Kommentare dort), andererseits möchte ich nicht, dass sie ihn als Grundlage zur "Eigendiagnostik" nehmen, nur weil sie sich in ihm wiedererkennen. Denn dieser Artikel ist ein eher persönlicher Bericht meiner Lektüre von Fritz Riemanns Grundformen der Angst (wo gründlich auf die schizoide Disposition eingegangen wird) und wie mich die daraus erworbenen Erkenntnisse über mich selbst als leicht schizoide und introvertierte Persönlichkeit durch Höhen und Tiefen meines Lebens begleitet haben. In dem Artikel ging es auch weniger um Persönlichkeitsstörungen, als um die Disposition des Schizoiden. Zwischen der Disposition, also einer Art Veranlagung, und einer Störung liegen enorme graduelle Unterschiede. Deswegen möchte ich heute genauer untersuchen, wo eine schizoide Persönlichkeitsstörung anfängt und wie man mit ihr lebt.

21. Oktober 2012

Warum ist die Liebe so schwer?

Lovesick
Neulich – nachdem die Tür ins Schloss gekracht war – saß ich alleine auf der Couch und machte mir Gedanken. Ich dachte, dass es merkwürdig ist, wie äußerst demokratisch die Kübel voll Liebeskummer über die Leute ausgegossen werden. Politiker, Arbeitslose, Kosmonauten und Filmstars, ja sogar so ich! Warum? Ich hab doch nun wirklich niemanden etwas getan. Wir angeblich Liebenden streiten uns in unseren Beziehungen auf Teufel komm raus. Obwohl wir uns sonst für sehr angenehme Zeitgenossen derer halten, die wir nicht lieben, Arbeitskollegen zum Beispiel. Die Liebe geht oft flöten, Lebensbunde brechen auseinander. Zum Beispiel hatte ich mal eine Freundin, die mich nach unserem ersten Sex fragte, wie lange ich eigentlich diese Klobürste schon hätte? Eine gute Frage. Hatte ich noch nie drüber nachgedacht. "Die müsste mal ausgetauscht werden!", sagte sie, noch ganz rot im Gesicht. Am Ende blieb die Bürste noch weitaus länger bei mir, als diese Freundin. Schade eigentlich, wenn man so drüber nachdenkt. Menschen verlassen und werden verlassen. An materiellen Gütern hingegen halten sie oft länger fest. Folgende Zusammenhänge des andauernden Scheiterns habe ich auf der Couch aufgedeckt.

Lesen Sie den ganzen Artikel auf Kolumnen.de >>

18. Oktober 2012

Spiritualität und das Vertrauen in die Wissenschaft

Buch zum Thema
Bereits im im Jahr 2005 schrieb Tenzin Gyatso der vierzehnte Dalai Lama einen Artikel Our Faith in Science, deutsch etwa: Unser Vertrauen in die Wissenschaft. Der Text scheint sich vor allem als ein Appell an die Vertreter der Naturwissenschaften zu richten, ihr Tun und Lassen mit ethischen Prinzipien zu unterfüttern. Am Anfang geht es jedoch kurz (zu kurz) um das Verständnis des Dalai Lamas vom Buddhismus in Abhängigkeit von diesen Wissenschaften. Der Satz darin, der mich aufhorchen ließ, lautet: "Wenn die Wissenschaften irgend welche Überzeugungen des Buddhismus wiederlegen sollten, dann muss sich der Buddhismus ändern." Solch einen Satz stelle man sich einmal vom Papst vor!1 Mich hat das auch unter den Gesichtspunkten der Reinkarnation und Karma interessiert, die heute noch wortwörtlich so verstanden werden, als würde dort jemand immer wieder geboren, bis er endlich ins Nirwana entlassen würde. Das geht für mich nicht mit dem Selbstanspruch des Dalai Lamas einher, dass sich der Buddhismus den Erkenntnissen der Wissenschaft unterzuordnen habe. In der Diskussion zu meinem Artikel Warum wir vom Buddhismus fasziniert sind und was da nicht passt ist mir aufgefallen, dass vielen, die gerne über Buddhismus reden, dieser Artikel und die Implikationen, die er haben kann, nicht bekannt waren. Liegt es daran, dass er nur auf Englisch vorlag? Ich konnte keine deutsche Übersetzung finden. Also fragte ich den Dalai Lama, ob ich seinen Artikel übersetzen und bloggen darf. Er hat mir nicht geantwortet. Was würde Buddha tun? Ihn trotzdem bloggen. Hier und jetzt also der Artikel auf deutsch (Anwälte des Dalai Lamas oder der New Your Times bitte ich, mich zuerst zu informieren, falls ich irgendwelche Rechte verletzen sollte):

14. Oktober 2012

Erster Klasse zur Endstation Abgestempelt

Katrin Hentschel geht heute der Frage nach, warum wir uns eigentlich so bereitwillig abstempeln und in Schubladen stecken lassen. Aber lesen Sie selbst...

Guten Tag meine Damen und Herren, in Kürze erreichen wir den Bahnhof "Abgestempelt", bitte steigen Sie in Fahrtrichtung rechts aus. Der Zug hat hier seine letzte Station. So, nun sitze ich mal wieder hier, im Abteil: Zu sensibel. Inzwischen kenne ich mich hier schon ganz gut aus. An den Sitzen klebt der Selbstzweifel, der manchmal ganz schön hartnäckig an mir kratzt. Die Decke hängt voller Gedanken, die wohl noch keinen passenden Platz gefunden haben und der Boden liegt wie immer voller Fettnäpfchen. Eigentlich würde ich gerne sitzen bleiben und mich ein bisschen selbst bemitleiden, aber wie ich aus Erfahrung weiß, hat das keinen Sinn. Also streife ich mit einem tiefen Atemzug meine Angst ab und packe meinen Rucksack voller Mut auf den Rücken.

Viele von uns kennen sicher das Gefühl, nicht erwünscht zu sein, oder das Gefühl anders zu sein. Wenn ich das Leben als eine Stadt betrachte, in welche nur Menschen passen, die der Norm entsprechen, dann finde ich den Zug mit seinen vielen Abteilungen ein passendes Beispiel dafür, wie wir uns selbst abstempeln.

Drang zur Selektion: Die Fahrkarte zur Station Abgestempelt ist selbst gekauft (una.knipsolina)

10. Oktober 2012

Warum wir vom Buddhismus fasziniert sind

Und was da nicht passt

Buddha schaut auf den Fuji-san
Heute schreibe ich mal über etwas, mit dem ich mich gar nicht auskenne: Der Buddhismus. Wie so viele Menschen fasziniert mich der Buddhismus. Aber warum? Ich habe beobachtet, dass es bei uns Europäern mindestens zwei verschiedene Arten der Faszination am Buddhismus gibt.

Buddhismus light
Da ist zum einen die etwas romantische Faszination an der Askese, dem vermeintlich Sanften, der Leere und der Abwendung von der Moderne. Wir denken gern, dass es sich bei Buddhisten um gereinigte Menschen handelt, die durch und durch gut sind und ein höheres Licht erblickt haben. Man findet dann bei Facebook oder Google Plus so Sätze wie: "Das Ziel ist die Leere!" oder "Wir sind, was wir denken. Alles, was wir sind, entsteht aus unseren Gedanken." So etwas lässt sich ohne selbst viel zu denken schnell irgendwo posten und es findet immer zahllose Leute, die "Gefällt mir" klicken oder selbst noch einen Nicht-Gedanken hinzufügen. Dabei will ich es gar nicht diskreditieren - solche Sätze sind bedenkenswert und es gibt gute Blogger und Twitterer da draußen, die sich mit der Materie auskennen. Was ich nur bedaure, ist, wenn solche scheinbar leicht verdaulichen Häppchen nicht hinterfragt und durchdacht werden. Ich vermute dahinter einen Grund für die oberflächlich-romantische Faszination: So ein Satz wie "Das Ziel ist die Leere!" scheint uns dem hektischen und vollgestopften Alltag etwas entgegen zu setzen, ein kleiner paradiesischer Fluchtpunkt absoluter Leere und vollkommenen Stillstands. Da muss man auch nicht mehr denken. Das Leben ist schon anstrengend genug. Die Folge aber ist: Wir nicken einmal, klicken "Gefällt mir" und machen hektisch weiter wie bisher.

7. Oktober 2012

Happy End und Fortpflanzung

Sie kennen das Märchen: Ein rechter Nichtsnutz wuchs den lieben Eltern über den Kopf und zu Hause ward es eng. Ein Hof, der vererbt werden könnte, war nicht übrig und so zog der Nichtsnutz von dannen, in ein entferntes Land, wo man noch an Feen und Elfen glaubte. Hier wuchs ihm ein Bart, er lernte ein solides Handwerk und verliebte sich ein wunderschönes Mädchen. Nach sieben Jahren kam er als gemachter Mann zu seinen Geburtsort zurück, wo die lieben Eltern mittlerweile gebückt am Stock gingen. Mit seiner wunderschönen Frau zog er in ein ebenso schönes Haus mit 4 Zimmern. Und sie lebten glücklich bis an ihr Ende. Der Horror liegt freilich in diesem nur angedeuteten, angeblich glücklichen Rest des Lebens...

Snapshot of family life...
im Happy End des bürgerlichen Lebens (Bid von SnapperDave)

Was soll das bedeuten? Es kann nur eines heißen: Der Spaß ist vorbei. Angekommen im Happy End des bürgerlichen Lebens und noch fern jeder Erlösung. Lesen Sie den ganzen Artikel auf Kolumnen.de >>

5. Oktober 2012

Was Sie heute sein lassen können...

...um morgen glücklicher zu sein

Was macht uns glücklich? Liebe, gutes Essen, Freunde, Familie, eine sinnvolle Aufgabe, der Garten, ein neues Auto, Sport, Natur? Jeder wird so seine Antworten haben. Aber was, wenn sich trotz aller erfüllten Umstände weder Glück noch Zufriedenheit einstellen wollen?

Es ist lange kein Geheimnis mehr, dass Zufriedenheit vor allem eine Sache der inneren Einstellung ist. Die Art und Weise, wie wir auf die Welt schauen, hat einen erheblichen Einfluss darauf, wie glücklich wir in ihr sind. Natürlich kann man auch immer mal wieder unzufrieden oder gar unglücklich sein, denn sonst fehlt der Kontrast. Aber es ist irgendwie tragisch, wenn wir dauerhaft Trübsal blasen, uns nichts richtig Spaß macht und uns daher auch nichts gelingt. Immer wieder bemerke ich an mir und anderen Verhaltensweisen, die uns unglücklich machen. Vielleicht könnten wir die einfach mal ändern und so zu unserem eigenen Glück beitragen? Auf Inc.* habe ich dazu einen schönen Artikel gelesen, der mich inspiriert hat. Einige der Tipps dort fand ich sehr hilfreich. Einige ganz wichtige haben mir gefehlt. Die finden Sie jetzt hier. Lesen Sie mal, ob sie sich in einigen der folgenden Verhaltensweisen wieder erkennen:

3. Oktober 2012

Kritik der vernetzten Vernunft

Philosophie (nicht nur) für Netzbewohner

Philosophie für
Netzbewohner
Großartig, dachte ich: Ein philosophisches Buch über das Netz und was es mit uns Menschen macht und was wir mit ihm machen können: Kritik der vernetzten Vernunft: Philosophie für Netzbewohner von Jörg Friedrich. Ein Buch für mich, für den Netzbewohner. Solche Themen machen mich neugierig.

Erst einmal musste ich mich jedoch in Geduld üben, denn die ersten knapp 60 Seiten lesen sich wie ein Lehrbuch zur Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, immer entlang gehangelt an Kant, manchmal im Stile der Meditationen von Descartes (19 f., 34 f.), aber immerhin klar und interessant geschrieben und anhand alltäglicher Beispiele und Metaphern erklärt. Es wird deutlich, das Jörg Friedrich eine verlässliche Basis für sein Thema Vernetzte Vernunft mithilfe von exakten Definitionen legen möchte. Über das Wissen schreibt er beispielsweise:
"Wissen gibt es gar nicht, es gibt nur Überzeugungen. Die Idee des Wissens ist nur eine Konstruktion, die im Grunde nicht gebraucht wird. In der Philosophie gibt es eine alte Definition von »Wissen«, es sei »wahre gerechtfertigte Überzeugung«." (7)

2. Oktober 2012

Die Wahrheit der Philosophen

Und warum Philosophie nie endet

Was ist Wahrheit, was ist richtig und was ist falsch? Solche Fragen stellen wir uns im Alltag kaum. Komisch, denn unsere Überzeugungen und unser Handeln gründen sich auf solche Konzepte wie Wahrheit. Der Autor und Philosoph Jörg Friedrich geht diesen Fragen auf den Grund. Zuletzt hat er das Buch Kritik der vernetzten Vernunft geschrieben, das ich gerade mit viel Gewinn lese. Bevor ich meine Besprechung des Buches liefern werde, möchten wir hier einen Auszug aus dem Buch präsentieren, in dem es genau um alltägliche und doch so entrückte Fragen nach Wahrheit, Wissenschaft, Kunst und Philosophie geht. Jörg Friedrich studierte zunächst Meteorologie und Physik und schrieb seine Diplomarbeit über die Simulation von Strukturbildung und Chaos in der Atmosphäre. Seit dem Abschluss des Studiums der Philosophie beschäftigt er sich in Artikeln und Vorträgen vor allem mit Fragen der praktischen Philosophie. Seit 1994 ist Friedrich außerdem Geschäftsführer der Firma INDAL in Münster, einer Softwarefirma, die individuelle IT-Projekte durchführt.