Als das Private noch nicht politisch war... Claudia Schmoll von lumen versucht einen anderen Blick auf das Bedingungslose Grundeinkommen (BGE) und zwar durch die Augen Hannah Arendts und mit Hilfe des antiken Freiheitsbegriffes, der mit Arbeit und Individualismus noch unvereinbar war. Bereits zuvor hatten wir mit Nietzsche festgestellt, dass wir manchmal dumm wie Steine sind, wenn wir den Lebenssinn lediglich in Arbeit suchen. Schmoll zeigt uns mit Arendt, wie Arbeit und aktives Leben einander sogar ausschließen können. Aber lesen Sie selbst...
In Hannah Arendts "Vita activa oder Vom tätigen Leben“ geht es um die Bedeutung des Tätigseins für den Menschen. Arendt untersucht, was hinter den Begriffen
arbeiten,
produzieren und
handeln steckt. Handeln meint hier nicht die Tätigkeit von Kauf und Verkauf, sondern das aktive Handeln, eine dem Menschen eigens vorbehaltene Fähigkeit, die ihn von anderen Lebewesen unterscheidet. Um das zu verstehen, muss man einen Blick in den Denkraum Arendts werfen. Als Schülerin von Jaspers und Heidegger knüpft sie an die alte Schule der griechischen Philosophie an, die mit ihrem Verständnis von
polis als Begriff der
vollkommenen Gemeinschaft einen der Grundsteine für das gelegt hat, was heute unter Politik verstanden wird. Aber der Reihe nach: Von Platon stammt die Überlegung der Trennung von öffentlichem und privatem Raum. Im privaten Raum lebt der private Mensch, der hier zweckgebunden die Tätigkeiten ausführt, die dazu dienen, seinen Lebenserhalt zu sichern: Er arbeitet, ob als Bauer, als Magd, als Sklave oder als Ehegattin am häuslichen Herd. Des Weiteren kann er produzieren, wobei das Herstellen immer ebenso zweckgebunden bleibt wie die Arbeit. Das ist der private Bereich eines Menschen, hier soll er unbehelligt von Politik agieren können, er bleibt
unsichtbar, eben privat, hier gehen die Dinge niemanden etwas an, nicht einmal die häusliche Gewalt. Im Gegensatz dazu steht der öffentliche Raum, in dem der freie Mensch, der seine Arbeit getan hat – oder sie nicht tun muss, weil er Sklaven hat – sein öffentliches Wesen offenbaren kann. Er betritt die
polis, den Raum der öffentlichen Gemeinschaft, ein freier Raum unter Gleichen, wo er öffentlich sichtbar wird. Dieses Sichtbarwerden der Persönlichkeit vollzieht sich dann durch Sprechen und Handeln in der Öffentlichkeit: Und so wird der Mensch politisch. Politische Tätigkeit wird hier als eine Aktivität im Gemeinwesen, im Gruppenkontext gesehen und hat wenig mit der parteipolitischen Cliquenwirtschaft gemein, in der sich heute das Politikverständnis erschöpft.
"Aufgabe und Zweck der Politik ist die Sicherung des Lebens im weitesten Sinn. Sie ermöglicht dem Einzelnen, in Ruhe und Frieden seinen Zwecken nachzugehen, das heißt, unbehelligt von Politik zu sein..."1