Alternative Geldanlagen |
"Ökologie ist langfristige Ökonomie"
Neben Beteiligungen an Öko-Strom und in Mikrokrediten, kann Geld inzwischen auch in ökologische Immobilien, Bio-Lebensmittel oder besonders nachhaltig und fair wirtschaftende Konzerne investiert werden. In der Einleitung wird gut argumentiert, warum es für Anleger ökonomisch sinnvoll ist, ökologisch zu investieren. Ein Beispiel auf internationaler Ebene: Dank der Kehrtwende in der Energiepolitik der deutschen Regierung nach der Fukushima-Katastrophe, hat in diesem Jahr die Ökostromleistung in Deutschland die Lesitung der Atomkraftwerke bereits übertroffen. Wenn auch jetzt teurer, wird Deutschland langfristig damit auch ökonomisch besser fahren. Während andere Länder erst spät anfangen, die nötige und teure Wende von herkömmlicher Energieproduktion zu erneuerbarer Technologie zu vollziehen, machen wir bereits Gewinne und können die entwickelten Technologien verkaufen. Ähnlich ist es auch mit Firmen, die frühzeitig kommende gesetzliche Richtwerte unterschreiten. Eine Investition hier hilft erst einmal diesen vorbildlichen Firmen und zahlt sich dann aus, wenn andere Firmen die Umstellungen zwangsweise durchführen. Hinzu kommt das Absatz fördernde gute Image ethisch-ökologisch wirtschaftender Firmen.
Auch einige radikalere Gedanken finden Gehör, zum Beispiel wie man aus dem wirtschaftlichen "Teufelskreis Zinseszins" - auf welchem die anhaltende Umverteilung von unten nach oben beruhe - durch Anlagemöglichkeiten mit gänzlichem oder teilweisem Zinsverzicht aussteigen kann. Auf noch weiter gehende Ideen, wie ein Negativzins (sodass Geld nicht gehortet wird, sondern in Umlauf bleibt), Tauschkreise, Regionalwährungen und weitgehende Regulierungen des Kapitalmarktes können die Autoren - ich vermute mal als Sympathisanten - nur hinweisen, ohne freilich praktische Anwendungsmöglichkeiten dafür anzubieten.
An ganz praxisnahen Fallbeispielen von Konzernen wie Bayer oder Daimler zeigen die Autoren hingegen, wie kritische Anleger mehr und mehr Druck auf konventionelle Firmen ausüben, so dass diesen auch unter Rücksicht auf ihr Image oft keine andere Wahl bleibt, als Themen wie soziale Gerechtigkeit, Umwelt- und Naturschutz anzugehen. Selbst der unregulierte Markt wird an einigen Stellen immer ökologischer, zum Beispiel wenn sich Holzprodukte mit Zertifizierung des Forest Stewardship Councils (FSC) Dank ökologisch-bewussterer Nachfrage mittlerweile viel besser verkaufen lassen, als Produkte, die nicht nach den strengen FSC-Grundsätzen zertifiziert wurden.
Detaillierte Profile, Checklisten und Kontaktoptionen
Was bei allen Hinweisen auf ethisch-ökologische Möglichkeiten des Wirtschaftens für interessierte Anleger besonders wertvoll sein dürfte, sind die detaillierten Informationen über einzelne nach solchen Prinzipien wirtschaftenden Banken und Firmen, die das Buch akribisch mit Adressen, Kontaktmöglichkeiten und Produktübersichten auflistet. Wer sich zum Beispiel mit seinem Kapital an der Wiederaufforstung des Regenwaldes beteiligen will, findet Namen, Profil und Firmengeschichte der der rainforest-investment S.A. im Kapitel Immobilien und Sachwerte. Auch eine detaillierte Liste von Finanzdienstleistern für ethisch-ökologische Investments in Deutschland, Schweiz und Österreich findet sich. Selbst dem Thema Stiftungen, Spenden und Sponsoring wird ein eigenes Kapitel gewidmet mit handfesten Checklisten und vielen konkreten Beispielen von ethisch-ökologisch orientierten Gesellschaften.
Unerlässliches Handbuch für den Einstieg
Deml und Blisse sprechen durch ihre Übersicht jedoch keine Kaufempfehlungen aus und adressieren geradeheraus die Probleme, die es auch bei diesen Anlagemöglichkeiten gibt. Natürlich "ist nicht überall Öko drin, wo Öko draufsteht". Außerdem gibt es - wie überall in der Wirtschaft - zahllose Firmenpleiten oder Betrügereien und immer noch mangelt es an international vergleichbaren Richtlinien, was eine gut informierte Auswahl ethisch-ökologischer Investments erschwert. Gerade das letztgenannte Problem soll mit dem Buch ja angegangen werden. Es ist mit seinen thematischen Einordnungen, den wichtigsten Adressen und Kontaktoptionen als Basis zur Entscheidungsfindung für Anleger von nachhaltig arbeitendem Kapital einfach unerlässlich.
Exkurs: Alternativen und die Zukunft der Banken
Wem jetzt das Anlegen großer Geldsummen gar nicht möglich oder einfach viel zu bürokratisch und umständlich ist (auch eine Art, den Markt großen professionellen Playern vorzubehalten) oder wer gar auf der anderen Seite steht und einen fairen Kredit benötigt, der sollte sich mal zum aktuellen Trend der Peer-to-Peer-Kredite erkundigen. Hier kann man als Kreditnehmer auf Augenhöhe mit Geldgebern sein Anliegen vorbringen und sich unter Ausschalten der Zwischenhändler (die Banken) vergleichsweise günstig Geld borgen. Umgekehrt gilt für Kreditgeber, dass sie durch das Raushalten der Banken sehr gute Zinsen für ihr Geld erhalten können. Das Aussperren der Banken hat jedoch nicht nur Vorteile, sondern auch Risiken. Durch solche Alternativen unter Druck gesetzt werden die Banken aber allemal. Hier ist ein sehr interessanter Beitrag vom Elektrischen Reporter dazu:
Elektrischer Reporter - P2P-Kredite: Mit Geld beginnt die Freundschaft
Der Dreisatz der Vernunft würde fürs erste schon reichen - Buchhaltung a la Circa-Ungefähr:
AntwortenLöschen"Die Größenordnung kann heute nicht genau konkretisiert werden, aber sie wird sicher jenseits einer Milliarde Euro sein müssen.
Also eine Milliarde Euro plus X. Wie groß das X sein muss, würde man im Dezember zu entscheiden haben", SZ, 29.09.08
Im November wurde die Gleichung gelöst:
http://ed.iiQii.de/gallery/ValueCreation/BLB_bayernlb_de