Über einen langen Zeitraum sind zum Beispiel die psychischen Folgen, die Mobbing-Opfer erleiden viel schlimmer, wenn sie versuchen, darüber hinwegzusehen, sich einzureden, dass es alles nicht so schlimm sei und schon vorbei gehen werde.* Das ist einfach ein Ausweichen vor der dringenden Problemlösung. Hier muss man knallhart realistisch sein und sich einerseits die Schwere des Problems eingestehen und sich andererseits der Eigenverantwortung bewusst werden, um die Problemlösung anzugehen.
Abhängigkeit von Schwere und Handlungsmöglichkeit |
Das Diagramm zeigt Ereignisbeispiele eingeordnet in Quadranten je nach Schwere des Ereignisses und möglicher Einflussnahme. Ereignisse in den Quadranten 1 und 2 können nur schwer beeinflusst werden, weshalb hier unter anderem Techniken des positiven Denkens dazu beitragen, mit den Gegebenheiten zurecht zu kommen. Quadrant 3 (der misslungene Pfannkuchen) repräsentiert Ereignisse, die wir zwar kontrollieren können, die es aber unter Umständen nicht Wert sind, sich darüber zu ärgern. Ereignisse, die in Quadrant 4 fallen, die also einerseits unserer Einflussnahme unterliegen und andererseits sehr schwerwiegende Folgen haben können, können nicht erfolgreich und auf lange Sicht durch Optimismus und positives Denken in unser Leben integriert werden. Hier müssen wir uns die Negativität eingestehen und handeln. Mit anderen Worten: Hier hat Pessimismus und Negativität im Denken einen Sinn, um uns über die Hemmschwelle des Handelns zu drängen.
Das nächste Mal, wenn Ihnen etwas passiert, dann können Sie ja mal darüber nachdenken, in welchen Quadranten das Ereignis fällt. Setzen Sie Ihre rosarote Brille auf, wenn es in 1 oder 3 fällt. Nutzen Sie Optimismus, positives Denken und was sonst noch angemessen ist (z.B. Trauer oder Trost) in Quadrant 2 und vertrauen Sie Ihren negativen Gefühlen in Quadrant 4, damit Sie die Energie zum Handeln gewinnen können.
*Artikel dazu auf Englisch: Is There Ever Such A Thing As Too Much Optimism?
Hallo Gilbert,
AntwortenLöschensehr hilfreicher Artikel. Mir ist wieder einmal klar geworden, warum ewige Optimisten, die in allen vier Feldern immer versuchen, mit guter Laune zu antworten, einen tragischen Zug haben.
Gruß, M.L.
Sehr schöner Artikel - um auf den Kommentar oben anzusetzen, haben für mich aber auch die Leute, die bei misslungenen Pfannkuchen negativ werden, noch etwas bei weitem Tragischeres an sich.
AntwortenLöschenHabe außerdem noch einen Lesetipp (falls du ihn noch nicht kennst) für dich: "Smile or Die" von Barbara Ehrenreich; sehr interessant!
Wichtig für die psychische Gesundheit ist meines Erachtens, seine Emotionen keinesfalls zu unterdrücken, sondern sie fließen zu lassen.
AntwortenLöschenAuch Wut und Agression über einen mißglückten Pfannkuchen.
Das o.g. Schema ist darüber hinaus hervorragend dazu geeignet, Bewusstsein zu schaffen, in dem es objektive Fakten zu Ereignisschwere und Einflussmöglichkeiten aufzeigt und damit den Weg bereitet für die Selbstreflektion.
Und Selbstreflektion wird sowohl beim zwanghaften Optimisten als auch beim zwanghaften Pessimisten zwangsläufig zur Besserung führen.
Und so oft liegt die Wahrheit wohl irgendwo in der Mitte ;-)
Die Mitte, wie wahr... Ich denke auch, dass Aggressionen wegen eines missglückten Pfannkuchen sicher mal OK sind. Fragen müsste man sich vielleicht stellen, wenn sich da Muster rauskristallisieren und man sich wegen JEDEM missglückten Pfannkuchen einen unnötigen emotionalen Stress verursacht.
AntwortenLöschenDen Tod der Mutter als leicht beeinflussbar darzustellen erscheint mir ein wenig eigenartig...
AntwortenLöschenMord und Totschlag ausgenommen sicher ähnlich wenig beeinflussbar wie schlechtes Wetter, vielleicht ein klein wenig mehr (der ganze Stress, die arme Frau!)... aber eben von einer ganz anderen Schwere. Nur zum Zwecke der Argumentation des Artikels: Unbenommen, der grüne und der rote Punkt könnten auch bei absolut Null liegen.
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