Eine Rezension von Erich Feldmeier zu Susan Cains Still: Die Bedeutung von Introvertierten in einer lauten Welt, Riemann-Verlag 2011.
Das Grandiose an diesem Buch ist, dass es Susan Cain geschafft hat, eine überwältigende Fülle an neuesten Forschungserkenntnissen und wissenschaftlichen Argumenten in Alltagssprache und -Szenarien zu übertragen. Wer dieses triviale, 'amerikanische' nicht mag, sollte sich trotzdem nicht irritieren lassen. Das Buch ist eine Meisterleistung mit weitreichender Bedeutung.
Das Buch beginnt mit einem Zitat von Allen Shawn: "Ich denke daher, dass die Erde Sportler, Philosophen, Sexsymbole, Maler und Wissenschaftler braucht... Sie braucht Menschen, die ihr Leben der Fragestellung widmen, wie viele Wassertröpfchen die Speicheldrüsen von Hunden unter bestimmten Umständen absondern, und sie braucht Menschen, die die flüchtige Impression von Kirschblüten in einem 17-silbigen Gedicht einfangen... Wenn jemand außergewöhnliche Talente besitzt, setzt das voraus, dass die für andere Gebiete benötigte Energie von diesen abgezogen wurde."
19. August 2011
Das Streben nach Glück (und Tod)
Der vollständige Text erschien auf Deutsch hier auf Kolumnen.de und auf Englisch auf dem Blog der Schriftstellerin E. M. Dum In All The Write Places. Viel Spaß beim Lesen. Wie immer freue ich mich über Kommentare!
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17. August 2011
Nichts los. Und was macht eigentlich mein Gehirn gerade?
Das Gehirn ist kein passives Organ, das im Schädel sitzt und nichts tut, bis äußere Reize kommen, mit denen es sich beschäftigen könnte. Ganz im Gegenteil: Das Gehirn ist enorm aktiv, selbst wenn wir "abschalten" und sogar wenn wir anästhesiert werden. Diese Gehirnaktivität bei sensorischer Inaktivität und selbst bei ausgeschaltetem Bewusstsein (der sogenannte default mode*) ist erstaunlich, denn man könnte meinen, das Hirn hat doch gar nichts zu verarbeiten, im Koma nicht einmal Tagträume. Zwischen 60 und 80% des Energieverbrauchs unseres Gehirn gehen lediglich für dieses Hintergrundrauschen drauf. Nur 0,5 bis 1%, so wird geschätzt, werden hingegen für Verarbeitung spontaner Umweltreize benötigt. Übrigens benötigt das Gehirn insgesamt etwa 20% der im Körper zur Verfügung gestellten Energie.
Antizipation - das Gehirn als Raubtier
Mögliche Funktionen auf die dieses Hintergrundrauschen zurückgehen könnten, sind das Aufrechterhalten eines rezeptiven Zustands mit vorrätigen Informationen, um plötzliche Reize interpretieren zu können. Auch die ständige Bereitschaft, mögliche Umweltveränderungen vorhersagen zu können, könnte an solchem Energieverbrauch teilhaben. David Ingvar hat dazu den Begriff "Memory of the Future" geprägt: Erinnerung an die Zukunft. Wie ein Raubtier liegt das Gehirn ständig auf der Lauer und ist auf alle Eventualitäten vorbereitet.
Introspektion - das reichhaltige Innenleben
Eine weitere Funktion - allerdings nur, wenn wir nicht im Koma sind - könnte die der Introspektion sein, also das von akuten Ereignissen unabhängige Nachdenken über uns selbst. Es löst Konflikte und bringt Assoziationen und vorerst nicht im Zusammenhang stehende Gedanken und Ideen zusammen. Es ist dieses reiche innere Leben, das uns introvertierten Persönlichkeiten so wichtig ist. Das Hintergrundrauschen nimmt ab, wenn wir unter traumatischen Zuständen leiden. Das führt dazu, dass wir uns innerlich leer fühlen, abgestorben und abgestumpft.
Achtsamkeit für ein stabiles Grundrauschen
Bewusstes Ausführen von Bewegungen, Yoga und Meditation, Atemübungen und eine generelle Achtsamkeit bei der Bewältigung des Alltags, helfen uns ein stabiles Grundrauschen und damit eine gesunde Psyche aufrecht zu erhalten oder wieder herzustellen (siehe auch Achtsamkeitsbasierte Übungen gegen Stress). Nebenbei: Durch bewusstes Wahrnehmen und Handeln erhöhen wir nicht nur generell unser Wohlbefinden und unsere Freude an Welt und Dasein. Wir machen dadurch auch weniger Fehler, verlegen und vergessen nicht ständig alles und sorgen für einen intensiveren Umgang mit unseren Mitmenschen. Unser Gehirn jedenfalls ist immer zum Sprung bereit!
*A default mode of brain function: A brief history of an evolving idea (PDF) von Raichle und Snyder
Robert Fludd: Geist und Bewusstsein |
Mögliche Funktionen auf die dieses Hintergrundrauschen zurückgehen könnten, sind das Aufrechterhalten eines rezeptiven Zustands mit vorrätigen Informationen, um plötzliche Reize interpretieren zu können. Auch die ständige Bereitschaft, mögliche Umweltveränderungen vorhersagen zu können, könnte an solchem Energieverbrauch teilhaben. David Ingvar hat dazu den Begriff "Memory of the Future" geprägt: Erinnerung an die Zukunft. Wie ein Raubtier liegt das Gehirn ständig auf der Lauer und ist auf alle Eventualitäten vorbereitet.
Introspektion - das reichhaltige Innenleben
Eine weitere Funktion - allerdings nur, wenn wir nicht im Koma sind - könnte die der Introspektion sein, also das von akuten Ereignissen unabhängige Nachdenken über uns selbst. Es löst Konflikte und bringt Assoziationen und vorerst nicht im Zusammenhang stehende Gedanken und Ideen zusammen. Es ist dieses reiche innere Leben, das uns introvertierten Persönlichkeiten so wichtig ist. Das Hintergrundrauschen nimmt ab, wenn wir unter traumatischen Zuständen leiden. Das führt dazu, dass wir uns innerlich leer fühlen, abgestorben und abgestumpft.
Achtsamkeit für ein stabiles Grundrauschen
Bewusstes Ausführen von Bewegungen, Yoga und Meditation, Atemübungen und eine generelle Achtsamkeit bei der Bewältigung des Alltags, helfen uns ein stabiles Grundrauschen und damit eine gesunde Psyche aufrecht zu erhalten oder wieder herzustellen (siehe auch Achtsamkeitsbasierte Übungen gegen Stress). Nebenbei: Durch bewusstes Wahrnehmen und Handeln erhöhen wir nicht nur generell unser Wohlbefinden und unsere Freude an Welt und Dasein. Wir machen dadurch auch weniger Fehler, verlegen und vergessen nicht ständig alles und sorgen für einen intensiveren Umgang mit unseren Mitmenschen. Unser Gehirn jedenfalls ist immer zum Sprung bereit!
Das Gehirn, gefangen in Platons Höhle: http://xkcd.com/876/ |
*A default mode of brain function: A brief history of an evolving idea (PDF) von Raichle und Snyder
10. August 2011
Boxen - den Moment überleben und darüber hinaus
Dieser Artikel ist Muhammad Ali gewidmet, ruhe in Frieden!
Sich ein Herz fassen, sich durchsetzen, mit Aggressionen umgehen können und trotzdem die Regeln des Miteinanders beherzigen. Nirgends kann man diese Fähigkeiten besser trainieren als im Sport. Ich selbst bin Jahrzehnte lang schon begeisterter Amateurboxer und finde gerade in diesem Sport zu mir selbst. Es kann sich ganz schön einsam anfühlen, wenn man im Ring seinem Gegner gegenüber steht. Boxen ist nicht nur ein Kampf mit dem anderen, sondern auch mit sich selbst. Zuvor war ich lange Schwimmer im Leistungssport und habe auch dort viel über den Kampf mit mir selbst gelernt.Der einsame Kampf
Beim Vergleich fällt mir aber auf, dass man im Boxen gar nicht so einsam ist. Das Schwimmen ist viel einsamer. Hier ist man wirklich von seiner Mannschaft, dem Trainer, dem Publikum und seinen Kontrahenten getrennt. Das Wasser ist der perfekte Isolator. Man kann sich kaum sehen, nicht mit einander reden und sich schon gar nicht berühren. Beim Boxen ist man immer im Kontakt. Man kommuniziert ständig, auch wenn sprechen im Kampf nur dem Ringrichter erlaubt ist. Man blickt sich an, macht Grimassen, hört den anderen, riecht ihn, umarmt ihn, schlägt ihn. Man beantwortet die Aktion des Gegners mit einer Defensivbewegung oder durch einen Gegenangriff. Es entsteht ein nonverbaler Dialog. Die Trainer hingegen brüllen Kommandos, das Publikum feuert die Boxer an. In der ein-minütigen Pause sitzt oder steht man in der Ecke und hört seinem Coach zu, nickt und versucht vor allem zu atmen.Sport und keine Schlägerei
Anders als man denken mag, ist man mit allen beteiligten meistens auch in einem sehr freundlichen und vertrauten Kontakt. Der Kontakt mit dem Trainer ist oft fast väterlich. Die Trainingspartner müssen sich gegenseitig vertrauen, wenn sie keine Verletzungen befürchten wollen. Und auch bei richtigen Kämpfen im Ring gibt es keine echte Feindschaft. Es ist eben das genaue Gegenteil einer wilden Schlägerei: The fine art of bruising. Boxen ist ein Sport mit ganz genauen Regeln, in dem auch nachweislich weniger Verletzungen passieren als beispielsweise beim Fußball.Mit dem Kopf gewinnen
Mehr als jede Sportart, die ich kenne, ist das Boxen zum großen Teil eine Kopfsache. Ein Kampf steht und fällt mit der psychischen Konstitution ebenso wie mit der physischen. Man muss hart trainiert haben, um die Fitness und Technik mitzubringen. Man muss aber auch den Mut und die Konzentration mitbringen, um dort ganz alleine gegen einen anderen Mann in den Ring zu steigen, der nichts anderes will, als einen mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Allein die Konfrontation damit, nimmt einem die Luft. Hinzu kommt der Druck, vor den Freunden, der Mannschaft, dem Trainer und dem Publikum eine gute Figur zu machen. Wer will schon bewusstlos und mit blutiger Nase am Boden liegen. Es ist zwar keine Schande, aber es fühlt sich so an. Die Energie, die von der Aggression des Gegners ausgeht, ist enorm und sie ist nicht positiv. Man muss den Umgang damit lernen, die Aggression mit Würde aushalten, Nervosität ablegen und kühl bleiben können. Manche werden gar süchtig nach dieser animalischen Herausforderung des Willens. Bei Profiboxern sieht man immer wieder die Rituale des Hineinsteigerns in die Situation: "Mein Gegner will meinen Kindern das Essen wegnehmen." Solche Reduktionen helfen dabei, die Gegenspannung aufzubauen, um den Druck auszuhalten. Es ist eine Extremsituation, gerade für den Kopf und die Emotionen. Ich kann nicht sagen, dass ich mich nach der Aggression sehne. Aber ich sehne mich nach der Überwindung der Angst vor der Aggression.Die Reduktion auf den Moment
Anders als man meinem mag, tut boxen nicht weh. Das Hirn ist in Adrenalin getränkt, wenn man sich mit einem anderen schlägt. Die Schmerzübertragung ist blockiert. Das Furchtbare ist also nicht der Schmerz, sondern die Orientierungs- und Hilflosigkeit und die Demotivation, die einen überkommen können, wenn man hart getroffen wird. Aber auch hier spielt das Adrenalin die Hauptrolle. Beim Boxen wird man zu einem Raubtier, dessen gesamtes Nervensystem sich auf den Moment fokussiert. Man sieht nichts mehr bewusst, sondern wird von lange antrainierten Reflexen ferngesteuert. Gute, erfahrene Boxer haben natürlich gelernt, der reflexartigen Reaktion kalkulierte Handlungen zur Seite zu stellen. Nur dadurch kann auch mit Strategie gekämpft werden.Sehnsucht nach Frieden
Wenn der Kampf endet, dann fallen sich die Kontrahenten meisten in die Arme. Es sieht nicht nur von außen aus wie Liebe. Es ist eine große Hochachtung vor der Leistung des anderen, eine gemeinsame Freude, dass man es über die Runden geschafft hat und eine große Erleichterung, wenn die enorme Spannung, die vom Kampf gegeneinander kommt, von den Kontrahenten abfällt. Es kommt mir immer wieder so vor, als seien eigentlich beide erleichtert, dass die Zeit der Aggression gegeneinander vorbei ist. Denn eigentlich - so meine These - wollen Menschen sich nicht gegenseitig bekämpfen. Das ist ein bisschen wie im Krieg zweier Völker: Es kostet eine Unmenge an Energie, das normale Leben hört auf und eigentlich will man sich gegenseitig nichts Böses. Man sehnt sich nach Frieden.Der Überlebenskampf
Die Faszination kommt für mich aus dem Überlebenskampf, den das Boxen simuliert. Das scheinen Sportler und Zuschauer ähnlich zu empfinden. Dieser Sport ist einer der wenigen sehr sicheren Wege, sich solch einer extremen Urerfahrung für kurze Zeit und so oft man möchte auszusetzen. Man geht in einem Rausch auf, in dem nichts von der Welt außerhalb des Rings mehr zählt. Und egal ob man aus diesem Rausch als Sieger oder Geschlagener zurück kommt, man hat immer an Größe gewonnen. Denn man hat sich seinen grundlegendsten Ängsten gestellt und sich an die Grenzen der psychischen und physischen Leistungsfähigkeit begeben. Das ist ein ganz großartiges und erhebendes Gefühl, das durch die Blessuren, das Blut und den Schweiß höchstens noch verstärkt wird.Was hat das mit meinem Leben zu tun?
Im Alltagsleben ist es zum Glück nicht immer so intensiv. Jedoch geht es auch hier vordergründig oft ums Scheitern oder Siegen innerhalb bestimmter Regelwerke. Man kann selbst entscheiden, wie man sein Engagement in der Welt versteht. Ich habe Freude daran, auch etwas zu wagen ohne die Sicherheit, dass ich als "Sieger" daraus hervor gehe. Das duale Sieger-Verlierer-Konzept nehme ich für mein Leben gar nicht an. Es geht mir vielmehr darum, meine Angst anzunehmen, ihr auch einmal entgegen zu treten und Grenzen zu testen. Wenn ich zum Beispiel eine neue berufliche Herausforderung annehme, die eigentlich eine Nummer zu groß für mich ist, dann kann ich dabei wenigstens lernen. Klar kann ich mir auch eine blutige Nase dabei holen. Aber was ist schon das Schlimmste, das passieren kann? Im Extremfall lasse ich es wieder sein und mache etwas anderes. Mein Leben geht jedenfalls weiter und die einzige Schmach wäre, irgendwann zu bereuen, dass man nicht gelebt hat, nichts gewagt hat.8. August 2011
Überwältigt? So kriegen wir den Alltag in den Griff
Klare Prioritäten |
Wenn wir Dinge vor uns herschieben, bekommen wir ganz schnell das Gefühl, überwältigt zu sein. Und schon befinden wir uns in einem Teufelskreis. Denn das Gefühl der Überwältigung lähmt uns. Wir wissen nicht mehr, wo wir anfangen sollen und um die Konfliksituation zu vermeiden, schieben wir einfach alles auf und machen am Ende etwa ganz anderes. Das geht natürlich nur eine Weile, bis alles unerledigte über uns hereinbricht.
5. August 2011
Überschneidungen von Psychologie und Philosophie
Ich habe einige Links zu Texten zusammengestellt, die sich mit den Überschneidungen von Philosophie und Psychologie befassen. Nicht zuletzt liegt ja da einer der Kernpunkte von Geist und Gegenwart. Es kann natürlich sein, dass einige der hier verlinkten Arbeiten ganz schön speziell sind. Aber das kann ja jeder selbst für sich entscheiden. Ich selbst mag PDFs, weil ich die überall und ganz in Ruhe auf meinem E-Reader lesen kann, ohne einen Bildschirm oder das Internet vor mir haben zu müssen. Dieses Wochenende schaue ich in Hartmanns Dissertation zu den philosophischen Grundlagen der Psychologie rein...
1. August 2011
Die Chemie in introvertierten Köpfen II
Teil 1: Die Chemie in introvertierten Köpfen I
Menschen können durch verschiedene Umstände lernen, Sinnesdaten sensibler zu verarbeiten und natürlich können sie sich auch - aus welchen Gründen auch immer - von der Gesellschaft zurückziehen, introvertiert werden. Umgekehrt gilt das genauso: Man kann gegenüber Reizen abstumpfen oder lernen, soziale Ängste abzulegen und aufgeschlossener zu sein.
Physiologische und genetische Determination
Gibt es aber eine Veranlagung, die physiologisch determiniert, dass eine Person hochsensibel und/oder introvertiert ist? Hochsensibel zu sein, das heißt Reize extrem intensiv wahrzunehmen, ist eine grundlegende Komponente von Introversion. Introvertierte Personen schirmen sich von Reizüberflutung ab und benötigen eine Menge Ruhe, um sich vom Gewusel der Gesellschaft zu erholen. Außerdem speichern und verarbeiten sie Informationen auf anderen und komplizierteren Wegen, als extravertierte Personen. Die physiologische Grundlage dazu, die Reizschwelle gewissermaßen, scheint genetisch vererbt zu sein. Elaine N. Aron, auf die der Begriff hochsensibel zurückgeht, zitiert Studien an Kleinkindern und Zwillingen, die zu belegen scheinen, dass wir unterschiedliche Reizschwellen haben, schon bevor wir diese durch Umwelteinflüsse erwerben könnten. Qualitativ blieben diese Schwellen von der Kindheit durch das Erwachsenenleben dieselben. Pränatale und frühe Umweltreize regulierten die Gene, über welche die Vererbung stattfindet. Genetik und Umwelteinflüsse sind also nicht strikt voneinander zu trennen.
Physiologische und genetische Determination
Gibt es aber eine Veranlagung, die physiologisch determiniert, dass eine Person hochsensibel und/oder introvertiert ist? Hochsensibel zu sein, das heißt Reize extrem intensiv wahrzunehmen, ist eine grundlegende Komponente von Introversion. Introvertierte Personen schirmen sich von Reizüberflutung ab und benötigen eine Menge Ruhe, um sich vom Gewusel der Gesellschaft zu erholen. Außerdem speichern und verarbeiten sie Informationen auf anderen und komplizierteren Wegen, als extravertierte Personen. Die physiologische Grundlage dazu, die Reizschwelle gewissermaßen, scheint genetisch vererbt zu sein. Elaine N. Aron, auf die der Begriff hochsensibel zurückgeht, zitiert Studien an Kleinkindern und Zwillingen, die zu belegen scheinen, dass wir unterschiedliche Reizschwellen haben, schon bevor wir diese durch Umwelteinflüsse erwerben könnten. Qualitativ blieben diese Schwellen von der Kindheit durch das Erwachsenenleben dieselben. Pränatale und frühe Umweltreize regulierten die Gene, über welche die Vererbung stattfindet. Genetik und Umwelteinflüsse sind also nicht strikt voneinander zu trennen.