12. Februar 2011

Perfektionismus ist eine Angst

Als ich kürzlich über "so tun als ob" nachdachte, kam ich an einen Artikel auf Psychology Today, der einen anderen Aspekt der Schwierigkeiten mit etwas neuem zu beginnen behandelte: Die Angst Fehler zu machen. Die Autorin berichtete über einen Versuch, den sie mit Studenten unternahm. Die eine Gruppe hatte das Ziel "gut zu sein", die andere Gruppe sollte "besser werden". Beide Gruppen bekamen dieselben schwierigen und ungewohnten Aufgaben. Beim Lösen der Aufgaben kamen noch Störungen hinzu, die das Vorankommen vereiteln könnten.

Besser werden und nicht perfekt (Bild von Ivan T, CC 2.0)

Nicht gut sein, sondern besser werden
Die Studenten, die gut sein sollten, waren schnell frustriert, denn sie stellten laufend fest, dass sie eben nicht gut waren. Konnten sie ja auch gar nicht! Der Frust führte dazu, dass die Probleme nur unzureichend gelöst wurden.

Die Gruppe mit der Zielvorgabe "besser zu werden" begriff die Herausforderung als eine Chance, eben die Chance neue Problemlöungsstrategien zu erlernen. Die Störungen wurden hingenommen, konnten die Studenten jedoch nicht demotivieren und davon abbringen, langsam beim Lösen der Probleme besser zu werden.

Der Fehler ist dein Freund
Übersetzt in unseren Alltag der neuen Herausforderungen könnte das heißen, dass wir nicht von uns erwarten sollten, perfekt im Meistern von neuen Herausforderungen zu sein. Wir können geradezu mit Sicherheit davon ausgehen, dass wir Fehler machen werden. Das Schöne daran ist, dass wir wahrscheinlich weniger Fehler machen werden, als wenn wir uns diese Fehler nicht von vornherein erlauben würden (siehe Experiment oben).

Der Perfektionismus ist im Kern eine Angst: Die Angst, Fehler zu machen. Und Angst ist selten eine gute Motivation. Höchstens zum Wegrennen motiviert sie oder zur Aggression. Wenn Wegrennen oder Aggression nicht möglich oder sanktioniert sind, wie beispielsweise am Arbeitsplatz, dann paralysiert uns die Angst vor Risiken. Wir merken es, wenn wir uns schwer tun, Entscheidungen zu treffen. Erst dann stehen wir wirklich dumm da.

Also: Durchatmen und akzeptieren, dass wir Fehler machen werden. Ohne dieses Risiko anzunehmen, kommen wir nicht aus unserer bequemen Ecke dahin, wo uns neues begegnet, wo wir wachsen und lernen können. Die Fehler, die wir machen werden, helfen uns bei der Entfaltung unserer Möglichkeiten. Außerdem minimieren wir durch unsere Fehlertoleranz den Frust, wenn mal etwas nicht so perfekt klappt. Und natürlich ist nichts Falsches am Streben, eine Sache zur Perfektion zu bringen, wenn man gut darin geworden ist. Auch das bringt letztlich eine große Zufriedenheit.



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