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Erkenne dich selbst. Der Rest kommt (fast) von allein.

24. Oktober 2009

Existentialismus und Eigenverantwortung

In dem Aufsatz Coaching and Psychotherapy: Commonality and Difference von Mike O'Halloran und Evelyn Gilmore habe ich einen interessanten Absatz zum Thema persönliche Verantwortung, Selbst-Sabotage und Existentialismus gelesen. Im Kern geht es darum, dass Selbst-Sabotage, also der Gedanke, dass Menschen eher durch sich selbst als durch ihre Umwelt blockiert werden, eines der Grundkonzepte von Coaching und Psychotherapie sei.*

Ich war bei der Begegnung damit sehr überrascht, da ich vor und während des Studiums viel aus dem Bereich Existentialismus gelesen habe und erst jetzt diesen Zusammenhang zwischen existentialistischer/persönlicher Verantwortung und dem Problem der Selbst-Sabotage sah.

Ein zentraler Aspekt des Existentialismus ist die Selbstbestimmung. Darin steckt der Gedanke, dass sich jeder einzelne in einer Entfaltung seiner Möglichkeiten selbst befreien kann. Natürlich kann man sich auch davor drücken, wir müssen eben zu jedem Zeitpunkt immer wieder eine Wahl treffen. Und das ist schwer.

Ich habe manchmal Schwierigkeiten, Leuten mit Empathie zu begegnen, die sich permanent über die Umstände beschweren und andere Leute für ihr eigenes Leben verantwortlich machen, also den Locus of Control außen, anstatt innen zu akzeptieren. Das man selbst die Kontrolle habe, ist einerseits eine optimistische Sicht. Andererseits ist es auch eine harte Sicht, die uns unter den Druck setzt, selbst Verantwortung für unser Gedeih und Verderb zu übernehmen.

Es ist einfacher, alles auf die Umstände zu schieben und daher ein verständlicher Reflex. Auf lange Sicht macht es das Leben jedoch schwerer, denn es führt in Abhängigkeiten und den Verlust der persönlichen Freiheit. In der philosophischen Coaching-Praxis muss man die potentielle Härte des Existentialismus berücksichtigen und die Empathie trotzdem aufbringen, um in der Lage zu sein, den Locus of Control langsam und behutsam nach innen zu verschieben.

Was kann ich tun, um meine Situation zu verbessern?
Was sind meine Stärken, die hier helfen können?
Was ist der nächste kleine Schritt, den ich machen kann, um vorwärts zu kommen?

Solche und ähnliche auf die Machbarkeit zielenden Fragen helfen, die Abhängigkeit von den Umständen abzulegen und den Geist auf eine selbstbestimmte und pragmatische Spur des Lebens zu lenken.


*Der Unterschied sei, dass der Psychotherapeut dem Ursprung dieser Sabotage auf den Grund zu gehen versucht, während der Coach den Klienten vor diesem Phänomen nur warnen kann und ihn bitten sollte, eine Strategie zum positiven Umgang mit den inneren Stimmen zu finden.

3 Kommentare:

  1. Natürlich ist es wichtig Verantwortung für eigenes Handeln zu übernehmen, Chancen zu erkennen oder selbst zu entwickeln. Aber es ist genauso wichtig, anzuerkennen dass es manchmal auch Grenzen gibt. Ansonsten lauert ganz schnell das BurnOut.

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  2. Absolut! Das ist eine wichtige Ergänzung.

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  3. "its better to burn out, than to fade away..."

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