- Etwas erleben und aufzeichnen: Um kreative Prozesse in Gang zu setzen, müssen wir etwas erleben. Nur neue Reize, Eindrücke und Ideen liefern das Rohmaterial zur kreativen Neukombination. Wenn man ein Notizbuch oder ein Diktiergerät und einen Photoaparat oder eine kleine Videokamera dabei hat, kann man Ideen, wenn sie einen plötzlich überfallen auch aufzeichnen.
- Hinterfragen, Perspektiven verschieben: Wir dürfen die Welt nicht so hinnehmen, wie sie ist. Wir müssen die Dinge in Zweifel ziehen, an Alternativen glauben und auch das Unmögliche in Betracht ziehen. Andere Perspektiven einnehmen hilft. Sowohl körperlich (mal auf einen Baum steigen) als auch im Geiste (sich in andere hineinversetzen) können wir ziemlich schnell unsere Perspektiven verschieben.
- Allein sein: Um uns die Radikalität für neues zu erlauben, kann es helfen, allein zu sein. Dadurch setzen wir unseren Kreativprozess nicht sofort dem Urteil der Gesellschaft aus. Alles ist erst einmal erlaubt. Die Bewertung - wenn sie denn sein muss - kommt später.
- Austausch suchen (1 + 1 = 3): Ebenso wichtig wie das Finden der Ideen im Alleinsein, ist der Input der Anderen. Hier findet die gegenseitige Befruchtung der Ideen statt. Fremde Ideen bereichern unsere eigenen und führen im besten Fall zu einer Synthese, wo das Ganze mehr ist, als die Summe seiner Teile.
- Konflikt und Provokation suchen: Am Ende werden die jenigen als wirklich kreativ wahrgenommen, denen das Urteil der Gesellschaft egal ist oder die gar bewusst den Konflikt und die Provokation suchen.
- Fähigkeiten und Expertenwissen: Das Feld, auf dem wir kreativ sein wollen, müssen wir auch beackern. Das gilt sowohl in technischer als auch theoretischer Hinsicht. Erst wenn wir ein tiefes Verständnis von etwas haben oder hervorragende technische/handwerkliche Fähigkeiten, entstehen die Dinge jenseits der Norm. Hier bekommen wir ein Gefühl für die Ideen, deren Weiterverfolgung sich lohnt. Hier wird Kreativität zur Kunst. Auf keinen Fall, aber die Ränder des Feldes vergessen: Oft sind es die Außenseiter, die ganz plötzlich eine geniale Idee hatten, für die die Experten inzwischen zu betriebsblind waren.
- Glück und Enthemmung: Alles was uns glücklich macht, Angst und Beklemmung auflöst und enthemmt, hilft uns, offen für neue Ideen zu sein und außergewöhnliche Assoziationen herzustellen.
- Dem Unterbewusstsein vertrauen: Wenn man Ideen aufgesogen, darüber nachgedacht und hin und her gewälzt hat, muss man seinem Gehirn die nötige Pause gönnen, um all das zu verarbeiten und fern vom Urteil des Bewusstseins durcheinander zu würfeln, neu zu kombinieren und mit alten Informationen zu verweben. Meditieren oder darüber schlafen sind zwei der besten Wege, die ich kenne. Aber auch Sport treiben, Spiele spielen, eben sich mit irgend etwas anderem, als der Materie befassen. Wenn uns Namen oder PINs, die wir vergessen hatten, plötlich wieder einfallen, ohne dass wir bewusst dran gedacht haben, das ist deselbe Prinzip.
- Sich Zeit nehmen: Um kreativ sein zu können, müssen wir genug Zeit haben. Das Gehirn stimmt sich langsam ein, nimmt sich die Freiheit und arbeitet sich in eine kreative Materie ein.
- Die individuellen Vorlieben finden: Wir alle haben je ganz unterschiedliche Einflüsse, die uns stimulieren oder hemmen. Von Schiller sagt man, er habe den Geruch eines faulenden Apfels benötigt, um schreiben zu können. Thomas Mann brauchte seine Routine, seine Ruhe und seine Bibliothek. Wir müssen in uns hineinhören und verschiedenes ausprobieren. Irgendwann finden wir die Umstände, die wir benötigen, um kreativ sein zu können.
Lesen Sie auch den Text Wechselwirkungen von Kreativität und Bewusstsein. Sicher gibt es noch weitere Tipps für mehr Kreativität! Ich freue mich über Ihre Erfahrungen und Ergänzungen unten im Kommentarfeld.
Mal wieder sehr interessant.
AntwortenLöschenIch habe mich fast mein ganzes Leben für unkreativ gehalten. Selbst noch, als ich schon ein eigenes Fotostudio hatte.
Inzwischen habe ich gelernt, daß Kreativität vor allem eine Art innerer Ruhe braucht. Wer eine endlose To-Do-Liste hat, der wird nur selten die Ruhe finden, die Kreativität zum Entstehen braucht.
Seitdem ich täglich meditiere komme ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, was meine Kreativität anbelangt.
Inzwischen verbringe ich jeden Tag 1-2 Stunden damit, an meinem schon ewig geplanten Buch zu arbeiten.
Sich selbst zu erkennen ist noch schwieriger als andere zu erkennen.
AntwortenLöschenHäufig besteht eine Diskrepanz zwischen dem Wesen und den Fähigkeiten eines Menschen. Jeder besitzt gewisse Talente, besondere Fähigkeiten. Die Tatsache, dass jemand auf irgendeinem Gebiet begabter ist als andere, bedeutet nicht automatisch, dass er diese Begabung auch entwickeln und zu seinem Beruf machen sollte - die praktische Ausübung muss auch mit dem Wesen und Charakter der jeweiligen Person in Einklang stehen.
Viele Menschen denken nur selten über sich nach. Manche scheinen geradezu darauf aus zu sein, Situationen, in denen sie mit sich allein sind, möglichst aus dem Weg zu gehen, als wäre Selbstbestimmung eine Art Strafe. Wer sich aber die Zeit nimmt, über seine Defizite, Schwächen und Eigenarten nachzudenken,kann schon bald eine Lebensstrategie entwickeln, die ihm dazu verhilft, seine charakterlichen Mängel als so wenig störend wie möglich zu erfahren.